Scroll to top
Wegweiser als Symbol für Berufsberater*innen

Was will ich werden?

Die Kernfrage der Berufswahl- und orientierung

Was will ich werden? Diese Frage stellen sich jedes Jahr mehrere 100.000 Jugendliche in den Abgangsklassen der verschiedenen Schulen, die ihre erste Berufswahl treffen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich die Frage "Was will ich werden?" jungen Menschen überhaupt stellt, denn sie ist eng verknüpft mit der im Grundgesetz garantierten Berufsfreiheit, die erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde.

In Ostdeutschland war die Berufswahl bis zur Wende teilweise eingeschränkt und von der Zustimmung des Amtes für Arbeit abhängig bzw. von der politischen Zuverlässigkeit und sozialen Herkunft des*der Bewerbers*in. Die Frage "Was will ich werden?" lautete  hier also teilweise eher "Was darf ich werden?".

Aber auch in den westdeutschen Bundeländern ist/war die Freiheit in der Berufswahl nicht immer garantiert. Durch die rückläufigen Schulabgängerzahlen hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt etwas entspannt, sodass auch schwächere Jugendliche eine Chance haben. Dennoch ist die Berufsfreiheit auch in unserer Zeit eingeschränkt.

Das Bundesverfassungsgericht hat festgelegt, dass nur bei einem Verhältnis von 100 Bewerber/innen auf 112,5 Ausbildungsplätze von einem auswahlfähigen Angebot gesprochen werden kann, welches die Berufsfreiheit garantiert. Und nur dann kann für die jungen Menschen die Kernfrage "Was will ich werden?" in den Mittepunkt der Berufswahl gerückt werden.

Dieses Verhältnis war auch in den letzten Jahren oft nicht sichergestellt, so dass die Frage "Was will ich werden?" für viele Jugendliche eher lautete: "Was kann ich überhaupt werden?"

Für Sie empfohlen: Weiterbildung zum Berufswahlcoach

Großartige Methodenideen, Vorschläge für Material und kompetente Beratung - top!

Stimme aus dem Seminar
  • Mehr als 1.000 Absolvent*innen
  • Deutscher Bildungsaward 2022
  • Geballtes Hintergrundwissen
  • Dauerhaft relevantes Thema

Als Präsenzseminar oder E-Learning

Bilden Sie sich weiter

Berufswahl als Prozess

Die Berufswahl ist ein längerer Lern- und Entscheidungsprozess, der aus verschiedenen Meilensteinen besteht. Im Berufswahlprozess entscheidet man zwischen endogenen und exogenen Faktoren:

Endogene Faktoren bei der Berufswahl sind innere Bedingungen, bzw. das Geschlecht, das Alter und die schulischen Leistungen. Die endogenen Faktoren treffen im Berufswahlprozess auf exogene Faktoren. Die exogenen Faktoren werden nicht von der Person bestimmt, wie zum Beispiel das Ausbildungsplatzangebot. Exogene und endogene Faktoren bestimmen dann den individuellen Prozess der Berufswahl. Verschiedene Theorien zur Berufswahl gehen dabei von unterschiedlichen Abläufen und Faktoren im Berufswahlprozess aus.

Bestenfalls erhalten die jungen Menschen bereits in der 7. Klasse die Gelegenheit, eine Potenzialanalyse vorzunehmen und erhalten hier ein erstes Feedback, wo ihre beruflichen Fähigkeiten und Potenziale liegen könnten.

Auch Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung werden inzwischen an vielen Regelschulen durchgeführt, im Berufskundeunterricht werden Berufe vorgestellt und Projekte betreut.

Wichtige Antworten kann auch das Betriebspraktikum oder das Schülerpraktikum liefern. Hier können die Schulabgänger konkrete Erfahrungen sammeln und testen, ob ihnen ein bestimmter Beruf liegt.

Gegen Ende der Schulzeit wird es dann ernst mit der Berufswahl und die Frage "Was will ich werden?" wird drängender.

Was gibt es für Berufe und Berufsbilder?

Die Qual der Wahl: welche Berufsbilder und Berufe stehen überhaupt zur Auswahl? In Deutschland gibt es derzeit über 300 duale Ausbildungsberufe, die allen Schulabgängern theoretisch offen stehen - ein bestimmter Schulabschluss ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, wird aber in der Praxis oft verlangt.

Viele Berufe sind allerdings sehr klein, d.h. es stehen bundesweit nur sehr wenige Ausbildungsplätze zur Verfügung. Zu jedem Beruf gibt es ein Berufsbild; alle Berufsbilder können beim Bundesinstitut für Berufsbildung nachgelesen werden.

Neben dualen Ausbildungsberufen gibt es eine Vielzahl von schulischen Ausbildungsmöglichkeiten, die Haupt- oder Realschülern*innen offen stehen.

Die Berufsbilder der schulischen Ausbildungsgänge sind viel unübersichtlicher als die Berufsbilder in den dualen Ausbildungsberufen. Hintergrund ist, dass die schulische Ausbildung Ländersache ist und in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche schulische Berufe mit unterschiedlichen Berufsbildern angeboten werden.

Für Abiturienten*innen ist die Auswahl noch größer, denn hier kommen neben allen dualen und schulischen Berufen noch die Studienfächer hinzu. Inzwischen gibt es schon über 1.000 duale Studiengänge in Deutschland. Hier verbindet sich ein Studium mit einer dualen Ausbildung. Die Berufsbilder, die so entstehen, sind sehr vielfältig.

Hinzu kommen dann noch einmal etwa 20.000 unterschiedliche Studiengänge, die man allerdings in 9 Hauptfelder gliedern kann. An manche Studiengänge schließt auch ein konkreter Beruf mit einem bestimmten Berufsbild an, wie zum Beispiel der Beruf Lehrer*in nach einem Lehramtsstudium oder der Beruf Arzt*Ärztin nach einem Medizinstudium. In aller Regel ist dies aber nicht der Fall. Oft stehen Absolventen*innen nach einem Studiengang verschiedene Berufe und Beschäftigungsfelder offen.

Am Anfang der Berufswahl kommt die Berufsorientierung

Bevor die eigentliche Berufswahl getroffen wird, findet eine Phase der Berufsorientierung statt. Berufsorientierung ist ein Sammelbegriff für eine Fülle von Maßnahmen, Spielen und Methoden, die in Klassen oder mit Einzelnen durchgeführt werden können.

Wichtige Fragen im Prozess der Berufsorientierung sind:

  • Welche Berufe haben die Eltern oder andere Vorbilder?
  • Wie ist die Ausbildungssituation in meiner Region?
  • Welche Berufe gibt es überhaupt?
  • Wie möchte ich arbeiten und leben?

Die Fragen werden offen gestellt, die Berufsorientierung hat ein spielerisches Element und soll es den Jugendlichen ermöglichen, sich den Fragen offen anzunähern und sie aufzunehmen.

Woher bekomme ich Informationen zum Berufswahlprozess?

In jedem Berufswahlprozess ist das Sammeln von Informationen wichtig.

Informationen zu den verschiedenen Berufen und Ausbildungswegen werden von den Berufsinformationszentren der Arbeitsagenturen oder von den Jobcentern angeboten. Das Berufsinformationszentrum kann man alleine oder mit der Schulklasse besuchen. Hier findet man eine Fülle von Informationen zu allen Berufen. Der Besuch im Berufsinformationszentrum ist kostenlos.

Inzwischen gibt es natürlich auch im Internet eine Fülle von Informationen zum Thema Berufswahl:

www.arbeitsagentur.de- Berufenet

www.azubi-azubine.de- Berufedatenbank

Ein wichtiger Schritt in der Berufswahl

Teil der Berufswahl ist fast immer eine Berufsberatung die z.B. von den Arbeitsagenturen angeboten wird.

Eine Berufsberatung besteht in der Regel aus mehreren Gesprächen. Oft werden im Verlauf der Berufsberatung auch Testverfahren oder Betriebspraktika zwischen die einzelnen Gespräche gelegt und in Feedbackgesprächen ausgewertet. Testverfahren und Praktika können wichtige Hinweise für die Berufswahl geben. Mehr Informationen zum Ablauf der Berufsberatung gibt es hier.

Studienberatung

Abiturienten*innen mit Studienwunsch wenden sich oft direkt an die Studienberatung. Diese wird von vielen Universitäten und auch von den Hochschulteams der Arbeitsagenturen angeboten. Weitere Informationen zum Ablauf und Ansprechpartner*innen finden Sie in unserem Blogbeitrag zu Studienberatung und Studienwahl.

Berufswahltest

Im Internet gibt es viele Möglichkeiten, kostenlose Berufswahltests durchzuführen:

  • Für Haupt- und Realschüler*innen ist der Planet-Beruf-Test interessant, der auf den Seiten der Arbeitsagentur unter www.arbeitsagentur.de angeboten wird. Weitere Tests, zum Beispiel den Explorix, bieten die Arbeitsagenturen vor Ort im Rahmen der persönlichen Berufsberatung an.
  • Für Abiturienten*innen ist der Borakel-Berufswahltest eine gute Wahl, der kostenlos von der Ruhr Universität unter Tools zur Studienorientierung (ruhr-uni-bochum.de) angeboten wird.

Wer sich nicht sicher ist, welcher Ausbildungsweg der richtige ist, kann unter www.azubi-azubine.de einen Berufswahltest hinsichtlich der verschiedenen Ausbildungswege machen.

Berufswahl und Traumberuf

Der Berufswahlprozess kann auch anstrengend und mit Ängsten verknüpft sein. Was, wenn ich meinen Traumberuf nicht finde? Was, wenn es meinen Traumberuf gar nicht gibt?

Hier ist vielleicht folgende Information nützlich:

Fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in einem Beruf, der gar nicht oder wenig mit ihrer ursprünglichen Berufswahl und dem ursprünglich gelernten Beruf zu tun hat. Viele von ihnen haben ihren Traumberuf erst später gefunden und nachdem sie in das Berufsleben eingestiegen waren - lange nach der eigentlichen Berufswahl.

Man spricht deshalb heute auch schon nicht mehr von spezifischen beruflichen Karrieren, sondern von Kompetenzkarrieren. Das Berufsleben wird als lebenslanger Lern- und Entscheidungsprozess verstanden, indem man Kompetenzen erwirbt, die in unterschiedlichen Berufsfeldern einsetzbar sind.

Von daher: Auch wenn der Traumberuf noch nicht in Sicht ist - es kann gut sein, dass man ihn im Laufe des Berufslebens findet!

So gesehen ist die Berufswahl und die Entscheidung für die erste Ausbildung bzw. das erste Studium auch nur ein erster Schritt und die Berufswahl keine einmalige Entscheidung. Es kann gut sein, dass der Prozess der Berufswahl mehrmals im Leben durchlaufen wird.

Weiterbildungen zum Thema Berufswahl

Beim Institut für Bildungscoaching finden Sie verschiedene Weiterbildungen aus dem Themenfeld Berufsberatung.
Themenschwerpunkte der Weiterbildungen sind Berufswahl, Berufseinstiegsbegleitung, Bewerbung, Berufsorientierung, Kompetenzfeststellung & Potenzialanalyse, Systemische Berufsberatung und Studienberatung.

Zielgruppe der Weiterbildungen sind alle Fachkräfte, die im U25-Bereich Berufsberatung anbieten und den Prozess der Berufswahl von jungen Menschen begleiten. Seit 2013 bietet das Institut für Bildungscoaching auch die Qualifizierung zum*zur Berufsberater*in U25 an, die aus mehreren Modulen besteht.

Passende Weiterbildungen

Qualifizierung zum*zur Berufsberater*in U25

Die Teilnehmenden erwerben methodische und inhaltliche Kenntnisse, um junge Menschen in verschiedenen Berufsfindungsphasen professionell zu begleiten und zu beraten. Für Lehrkräfte und Fachkräfte in der berufsbezogenen Jugendhilfe und in Jobcentern. Thema:Berufswahl Termine und Details

Weiterbildung zum Berufswahlcoach

Die Teilnehmenden lernen Berufswahltheorien kennen und erhalten Grundlagen für Berufswahlgespräche sowie wichtige Methoden für Berufsorientierung und Kompetenzfeststellung. Für Lehrkräfte und Fachkräfte in der berufsbezogenen Jugendhilfe und in Jobcentern. Thema:Berufswahl Termine und Details