Trotz des Fachkräftemangels in Deutschland ist es vielen Jugendlichen nicht möglich, eine Berufsausbildung zu absolvieren. Dies scheint insofern widersprüchlich, da viele Betriebe Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Zu erklären ist dies durch die oft (zu) hohen Ansprüche der Unternehmen an die Bewerber*innen.
Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen haben häufig keine Chance, oder können die Ansprüche während der Ausbildung nicht erfüllen. Zudem scheuen sich Betriebe, diese Jugendlichen einzustellen. Um die Lücke zu schließen, die zwischen dem Bedarf der Ausbildungsbetriebe und den Bewerber*innen besteht, könnte die assistierte Ausbildung (kurz: AsA) ein gutes Konzept sein.
Dies sieht vor, dass die Bildungsträger in Form der Assistierten Ausbildung eine neue Rolle übernehmen und sowohl als Ansprechpartner für die Unternehmen, als auch für die Azubis fungieren. Das Ziel der Assistierten Ausbildung ist es, durch sozialpädagogische Begleitung, Stützunterricht und Unterstützung der Betriebe Ausbildungsabbrüche zu verhindern und mehr Jugendlichen den Weg in eine erfolgreiche Berufsausbildung zu ermöglichen.
Die Assistierte Ausbildung ist gesetzlich in den §§ 74, 75 und 75a SGB III sowie in § 16 Absatz 1 Nummer 3 SGB II in Verbindung mit § 74 ff. SGB III verankert.
Leistungen in der assistierten Ausbildung
Die Assistierte Ausbildung besteht aus mehreren Leistungen, die bereits vor Ausbildungsbeginn einsetzen:
Vorphase: Die potentiellen Azubis werden bereits während der Schulzeit auf mögliche Ausbildungsberufe vorbereitet und erhalten Unterstützung im Bewerbungstraining sowie bei der Suche nach passenden Praktika.
Begleitende Phase: Auch während einer Ausbildung wird die Leistung der Assistieren Ausbildung fortgesetzt und der Bildungsträger ist in der Ausbildung durch individuelle Beratung und Hilfe für den*die Auszubildenden präsent. Azubis erhalten beispielsweise Nachhilfe für Theorie und Praxis oder Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung. Auch bei Problemen im Ausbildungsbetrieb stehen die Sozialpädagog*innen der Maßnahme beratend zur Seite.
Eine weitere Leistung der Assistierten Ausbildung: Die Betriebe erhalten Unterstützung im pädagogischen Bereich, wodurch die Kommunikation und Arbeit mit den Jugendlichen erleichtert werden soll. Zudem werden Betriebe bei der Bewerberauswahl unterstützt und können bei Bedarf auf zusätzliche Beratung durch die Bildungsträger bauen.
Nach der Ausbildung: Auch nach Ausbildungsabschluss unterstützt die Maßnahme bei der Jobsuche.
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Assistierte Ausbildung: Eine Erfolgsgeschichte?
Die Assistierte Ausbildung (AsA) entwickelte sich aus dem Bedarf, benachteiligte Jugendliche besser in die duale Berufsausbildung zu integrieren. Bereits in den 2000er Jahren gab es verschiedene Modellprojekte zur ausbildungsbegleitenden Hilfe (abH), die zeigten, dass intensive Betreuung sowohl für Auszubildende als auch für Betriebe notwendig ist.
2021 wurde die assistierte Ausbildung als Regelangebot "AsA flex" bundesweit etabliert. Dabei wurden die zuvor separaten Förderinstrumente der Assistierten Ausbildung und der ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) zusammengelegt und um neue Optionen erweitert. Die Zielgruppe wurde erweitert – die bisherige Begrenzung auf Lernbeeinträchtigte und sozial Benachteiligte ist entfallen.
Die Assistierte Ausbildung wurde in verschiedenen Projekten bundesweit umgesetzt. Ein Beispiel ist das Projekt Carpo in Baden-Württemberg: Laut der Internetseite von Carpo wurden zunächst junge Mütter und Väter, Jugendliche mit Migrationshintergrund, Jugendliche, die einen geschlechteruntypischen Beruf ergreifen wollen und junge Menschen, die seit über einem Jahr keine Ausbildungsstelle gefunden haben, bei der Berufs- bzw. Ausbildungssuche unterstützt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen war ein hoher Grad an Flexibilität gewährleistet, wodurch es z.B. Müttern ermöglicht wurde, eine Teilzeitausbildung zu absolvieren. Jungendliche wurden zudem in elementaren Fragen wie Wohnungssuche, Einkommenssicherung, Konfliktprävention und ggf. Organisation von Kinderbetreuung unterstützt.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) hatte die Assistierte Ausbildung in Modellversuchen erprobt, beispielsweise beim Bildungsdienstleister "Zukunftsbau" in Berlin sowie im Modellversuch "AnHand" in der Region Aachen. Diese Modellversuche waren Teil des Förderschwerpunkts "Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung". Heute ist das BiBB in der Begleitforschung zu AsA flex aktiv.
An wen richtet sich die assistierte Ausbildung?
Das Programm richtet sich an junge Menschen ohne Berufsabschluss, die Schwierigkeiten haben, eine Ausbildung zu finden oder erfolgreich abzuschließen. Verschiedene Faktoren können den Zugang zu einer Berufsausbildung erschweren: Sprach- und Verständnisschwierigkeiten zählen zu den häufigsten Hindernissen. Aber auch familiäre Verpflichtungen können dazu führen, dass zeitliche Ressourcen für eine Ausbildung fehlen. Insbesondere bei unzureichenden Schulnoten oder fehlendem Schulabschluss bietet das Programm Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz.
Darüber hinaus können Azubis, die sich während ihrer Ausbildung überfordert fühlen oder mit Lernschwierigkeiten konfrontiert sind, von der Förderung profitieren.
Aber auch Betriebe können von der AsA profitieren: Die Assistierte Ausbildung unterstützt Unternehmen dabei, Ausbildungsplätze erfolgreich zu besetzen und junge Menschen trotz unterschiedlicher Voraussetzungen zu qualifizierten Fachkräften auszubilden. So erhalten Betriebe eine*n feste*n Ausbildungsbegleiter*in als zentrale Ansprechperson, der*die sowohl das Unternehmen als auch die Azubis während der gesamten Ausbildung begleitet. Diese Unterstützung umfasst die Koordination des Förderbedarfs, die Abstimmung mit Kammern und Berufsschulen sowie die Vermittlung bei Konflikten.
Unsere Weiterbildungen im Bereich Assistierte Ausbildung
Fachkräfte, die gerne als Ausbildungs-Assistenten bzw. Ausbildungsbegleiter*in tätig werden möchten, können sich über die Ausbildung zum*zur Ausbildungsberater*in auf das Arbeitsgebiet vorbereiten.
Die Ausbildung vermittelt das nötige Know-How, um Auszubildende und Betrieb bei Schwierigkeiten und Konflikten fundiert zu beraten und zu unterstützen sowie in Projekten der Assistierten Ausbildung tätig zu werden.
