Eine aussagekräftige Bewerbung ist die Fahrkarte zum Vorstellungsgespräch. Bei all den Anschreiben, die tagtäglich auf den Schreibtischen von Personalverantwortlichen landen, muss sich der*die Bewerber*in heute schon einiges einfallen lassen, um aufzufallen - Individualität ist gefragt. Sich bewerben bedeutet nichts anderes, als Werbung für sich und seine Fähigkeiten zu machen, um dem*der Leser*in von Beginn an zu vermitteln: „Ich bin es wert, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.“ Dabei kommt es nicht nur auf das eigentliche Anschreiben und die Zeugnisse in der Bewerbung an - es geht vor allem um den Gesamteindruck, den die Bewerbung hinterlässt. Der*die Bewerber*in sollte sich von daher im Vorfeld immer die Frage stellen: „Wie will ich wirken?“.
Was gehört alles in eine Bewerbungsmappe?
- Verschiedene Arten von Mappen im Handel erhältlich
- Kreativbranchen, wie Grafik/Design: i. d. R selbst gestaltet
- Auf Stabilität und saubere Verarbeitung achten
- Farbe: „Wie will ich wirken?“, Orientierung an Firmenlogo oder Konkurrenz
- Keine Klarsichthüllen, Preisschild entfernen
- Briefumschlag: mit Papprücken DIN B4
- Alle Unterlagen in einer Mappe verschicken, keine fliegenden Blätter
- Empfängeradresse: Firma und Anschrift, ideal Vor- und Zuname Ansprechpartner
- Absender nicht vergessen
Für Sie empfohlen: Weiterbildung zum Bewerbungscoach Ü25
Stimme aus dem SeminarAngenehm offene Atmosphäre, fachlich sehr kompetente Dozentin und große Methodenvielfalt - absolut empfehlenswert!
Als Präsenzseminar oder E-Learning
Was muss ich beim Lebenslauf beachten?
Das Wichtigste beim Lebenslauf ist, dass er lesefreundlich formuliert ist: Chronologisch, fließend und übersichtlich. Zudem soll er in positiver Weise die Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen des*der Bewerbers*in vermitteln. Heute wird ein maschinengeschriebener tabellarischer Lebenslauf verlangt - ein handgeschriebener Lebenslauf wird nur eingereicht, wenn das Unternehmen dies ausdrücklich wünscht.
Aufbau des Lebenslaufs
Wenn man einen Lebenslauf für eine Bewerbung erstellt, sollte man zunächst die Form des Aufbaus wählen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Lebenslauf aufzubauen:
Lebenslauf: Amerikanische Form
Ein Lebenslauf in amerikanischer Form beginnt in der Gegenwart und endet mit der Schulbildung. Der*die Empfänger*in hat sofort einen Überblick über die letzten Lebensstationen. Jugendsünden oder Lücken lassen sich auf diese Art besser verschleiern bzw. tauchen erst unten oder auf der zweiten Seite auf.
Lebenslauf: Deutsche Form
Die deutsche Form des Lebenslaufes beginnt oben mit der Schulzeit und endet in der Gegenwart. Jugendsünden oder frühe Lücken im Lebenslauf fallen sofort auf.
Lebenslauf: Thematische Gliederung
Bei einem Werdegang mit vielen Lücken kann es sinnvoll sein, einen Lebenslauf nach Themenschwerpunkten zu gliedern. Auf diese Art werden Lücken im Lebenslauf nicht sofort sichtbar.
Beispiel für eine thematische Gliederung:
- Name
- Geburtsdatum
- Familienstand
- Schulbildung
- Berufsausbildung
- Arbeitspraxis
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz
Bei einer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz sollte ein Muster-Lebenslauf auf jeden Fall folgende Inhalte haben:
Persönliche Daten
- Vor- und Nachname
- Geburtsdatum / Geburtsort
- Familienstand (falls vorhanden Anzahl und Alter der Kinder)
- Religionszugehörigkeit (nur wenn nützlich im Kontext der Ausbildung)
- Staatsangehörigkeit (nur bei Ausländern*innen)
Alternativ können persönliche Daten auch auf dem Deckblatt oder der ersten Seite mit nebenstehendem Foto untergebracht werden.
Schulbildung im Lebenslauf
- Schulische Laufbahn
Praxiserfahrung im Lebenslauf
- Praktika
- Schüleraustausch
- Berufsvorbereitende Maßnahmen
- Ferienjobs
Kenntnisse und Fähigkeiten im Lebenslauf
- Berufsrelevante Kenntnisse
- Ehrenämter und Vereinsmitgliedschaften
- Führerscheine
- Besondere Fähigkeiten
- EDV- und Softwarekenntnisse
- Fremdsprachen (ggf. jeweils mit Angabe des Sprachlevels)
Hobbys / Interessen im Lebenslauf
- Berufsrelevante Hobbys
- Eventuell weitere Hobbys und Interessen
Bewerbung um einen Arbeitsplatz
Bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz kommen im Lebenslauf noch folgende Aspekte hinzu. Ein Muster-Lebenslauf sollte folgende Punkte enthalten:
Berufsausbildung
- Art der Berufsausbildung
- Ausbildungsbetrieb und Ausbildungsort
- Abschluss und Berufsbezeichnung
- Zeiten von Wehr- oder Zivildienst
Hochschulstudium
- Fach / Fächer
- Universität / Abschlüsse
- Studienschwerpunkte
- Thema der Examensarbeit / Promotion
Selbstständigkeit
- Tätigkeit
- Ort und Zeit
- Art der Selbständigkeit (z.B. Unternehmensgröße, Branche)
Angestelltenverhältnisse
- Positionen mit Kurzbeschreibungen der Tätigkeit
- Arbeitgeber (Orte und Zeitangaben)
Weiterbildungen
- Berufliche Weiterbildungen
- Außerberufliche Weiterbildungen
Der Lebenslauf muss immer von Hand unterschrieben werden:
- Unterschrift (in blauer Tinte, einigermaßen leserlich)
Tipps
- Beim Thema „Kenntnisse und Fähigkeiten“ sollte der*die Bewerber*in genau angeben, welcher Art bzw. wie hoch ihre Kompetenzen sind - zum Beispiel durch die grafische Darstellung einer Skalierung. Hobbys und Freizeitbeschäftigungen sind oft ein sehr dankbares Thema im Vorstellungsgespräch bzw. in der schriftlichen Bewerbung. Trotz der privaten Komponente, die hier mitschwingt, ist es tabu, Hobbys zu erfinden.
- Bei Hobbys möglichst keine Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko angeben.
- Die Freizeitbeschäftigungen sollten genau definiert werden. Statt „Hobbys: Musik“ könnte die Formulierung lauten: „Ich höre gerne Musik und spiele Schlagzeug.“ Statt „Sport“ eignet sich besser: „Ich fahre Mountainbike, gehe gerne schwimmen und spiele Fußball.“
Wie sieht ein gutes Bewerbungsfoto aus?
Nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) ist ein Bewerbungsfoto für die Bewerbung kein Muss.
Wenn sich ein*e Bewerber*in für ein Bild in der Bewerbungsmappe entscheidet, sollte er*sie folgende Kriterien beachten:
Ein gutes Bewerbungsfoto lässt den*die Bewerber*in offen und sympathisch wirken und stellt ihn*sie in den Mittelpunkt. Es ist nicht älter als 6 Monate bzw. sollte man größere Veränderungen wie Haarfarbe etc. beachten. Der*die Bewerber*in schaut direkt in die Kamera, ein Lächeln ist ebenfalls erwünscht. Die Farbwahl von Hauttyp, Kleidung und Hintergrund sollte stimmig wirken, auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit ausgewogenen Kontrasten sind möglich.
Angemessene Kleidungsstücke sind Hemden, Sakkos, Blusen, Blazer und Rollkragenpullover. Eine Krawatte ist nur in bestimmten Branchen notwendig (Banken, Versicherungen).
Aus Qualitätsgründen nicht gerne gesehen sind Fotos aus dem Automaten oder selbst gescannte bzw. ausgedruckte Fotos.
Wie sieht ein gutes Deckblatt aus?
Das Deckblatt der Bewerbung ist mit dem Umschlag eines Buches vergleichbar - der*die Bewerber*in kann es individuell gestalten. Das Cover soll neugierig auf die Person machen, die sich präsentieren möchte, sollte aber keine Erwartungen wecken, die durch die Inhalte der Bewerbungsmappe nicht erfüllt werden können.
Mögliche Elemente des Deckblatts bei der Bewerbung:
- Name
- Kontaktdaten: Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse
- Überschrift: „Es bewirbt sich bei Ihnen“, „Bewerbung“ etc.
- Anvisierte Stelle / Ausbildung: z.B. „Bewerbung um die Stelle als Auszubildende zum*zur…“
- Foto des*der Bewerbers*in
- Persönliches Motto: z.B. „Veränderung ist das einzig Beständige im Leben“
Wie formuliere ich ein gutes Anschreiben?
- Das persönliche Anschreiben wird häufig als das Herzstück einer Bewerbung gesehen. Mittlerweile zeichnet sich jedoch ein Trend ab, das Unternehmen in der Bewerbung ein Motivationsschreiben fordern. Es sollte auf den ersten Blick erkennbar sein, dass sich hier jemand Mühe gemacht hat und Wert auf Details legt bzw. dass individuell für den Betrieb formuliert wurde
- Das Anschreiben ist der Teil der Bewerbungsmappe, in dem der*die Bewerber*in letztendlich am besten ihre Individualität zum Ausdruck bringen kann
Was gehört in ein Anschreiben?
Der*die Bewerber*in will dem*der Empfänger*in im Bewerbungsschreiben folgendes mitteilen:
- Seine*ihre Motivation: Wie ist der*die Bewerber*in auf die Stelle aufmerksam geworden? Was reizt ihn*sie konkret an der Position / Ausbildung?
- Sein*ihr fachliches Know How und seine*ihre Erfahrung: Hier sollte der*die Bewerber*in dem*der Empfänger*in zeigen, inwiefern er die Voraussetzungen für die ausgeschriebene Stelle / Ausbildung erfüllt.
- Seine persönlichen Kompetenzen: Am besten und glaubwürdigsten ist es, wenn der*die Bewerber*in seine*ihre persönlichen Stärken mit einbaut – hier gilt es, den Mittelweg zwischen Offensive und Bescheidenheit zu wählen!
Optisches Erscheinungsbild
Nicht nur die fachlichen Qualifikationen des*der Bewerbers*in werden beurteilt, sondern auch das gesamte Erscheinungsbild der Bewerbung. Folgende Punkte sind beim Bewerbungsschreiben hilfreich, um optische Vorteile gegenüber anderen Mitstreiter*innen zu erlangen:
- Wenn der*die Bewerber*in ein qualitativ hochwertiges Bewerbungsschreiben erstellen möchte, sollte er*sie seine*ihre Unterlagen auf Papier mit der Stärke 90 – 120 g/m² ausdrucken.
- Mögliche Farben beim Druckpapier sind: Weiß, Creme oder auch ein schönes Grau.
- Der Text des Bewerbungsschreibens muss einwandfrei ausgedruckt werden. Bei mangelnder Qualität des eigenen Druckers sollte der Ausdruck in einem Copyshop erfolgen.
- Der Text des Bewerbungsschreiben ist linksbündig zu setzen - ACHTUNG: Das Datum sitzt rechtsbündig!
- Beim Bewerbungsschreiben sollte eine gut lesbare Schriftart gewählt werden (Arial oder Times New Roman). Bei allen Unterlagen (Bewerbungsanschreiben, Lebenslauf und Deckblatt) bei einer Schriftart bleiben.
- Als Schriftgröße beim Bewerbungsanschreiben 11 oder 12 wählen.
Fettnäpfchen
- Uniformität: Nicht auf Musterbeispiele zurückgreifen bzw. eine Übernahme von Formulierungen immer durch individuelle Elemente abrunden!
- Unpersönlicher, abgehobener und gekünstelter Stil.
- Langweilige und wenig informative Aneinanderreihung der einzelnen beruflichen Stationen, Fähigkeiten etc. – fließende Sätze formulieren!
- Unglaubwürdiges / übertriebenes Profil: sich selbst in den höchsten Tönen zu loben und als „Überflieger“ darzustellen, kommt niemals gut an
- Zu sehr Ich-bezogen: Jeder Satz beginnt mit dem Wort „ICH“.
- Zu vage und unsichere Selbsteinschätzungen: „Wenn Sie glauben, dass ich…“, „Ich könnte mir wahrscheinlich schon zutrauen…“
- Einen (vermeintlichen) Makel in den Vordergrund stellen: „Ich hoffe, Sie geben mir in meiner Situation eine Chance…“
Welche Unterlagen gehören in die Anlagen einer Bewerbung?
Durch die Anlagen der Bewerbung erfährt der*die Personalverantwortliche, wie bisherige Arbeitgeber und Institutionen den*die Bewerber*in beurteilt haben.
Was sind Anlagen bei der Bewerbung und was gibt es zu beachten?
- Aktuelle Schul-, Arbeits-, Praktikumszeugnisse
- Nicht zu viele bzw. nur die relevantesten Nachweise beilegen
- Immer mit der aktuellsten Anlage beginnen und dann in die Vergangenheit gehen
- Ein fehlendes Zeugnis wirft die Fragen auf: Hat der*die Bewerber*in etwas zu verbergen? Ist das Zeugnis schlecht?
- Kopien müssen qualitativ hochwertig sein und immer im einseitigen Druck vorliegen
Reihenfolge der Anlagen bei der Bewerbung
- Arbeitszeugnisse: Praktikum, Nebenjob
- Ausbildungszeugnisse: Ausbildung, Schule
- Zertifikate, Qualifikationsnachweise
- Referenzen und Arbeitsproben
Weiterbildung zum Bewerbungscoach
Das Institut für Bildungscoaching bietet die Weiterbildung zum Bewerbungscoach an. Die Teilnehmenden lernen hier, Jugendliche und junge Erwachsene bei allen Schritten des Bewerbungsprozesses zu begleiten und Bewerbungstrainings durchzuführen.
Die Weiterbildung zum Bewerbungscoach ist ein Modul der Ausbildung zum*zur Berufsberater*in U25.