Sonderpädagogischer Förderbedarf in Deutschland
In Deutschland haben rund eine halbe Millionen Kinder und Jugendliche bzw. 6 % aller Schüler*innen einen diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf.
Die Quoten sind dabei in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, da die diagnostischen Kriterien nicht gleich sind:
Sie reicht von 4,5 % in Rheinland-Pfalz bis 11,7 % in Mecklenburg-Vorpommern und ist in den ostdeutschen Bundesländern generell deutlich höher als in den westdeutschen.
Soziale Herkunft von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Die soziale Situation spielt insbesondere bei der Betroffenheit von Schüler*innen im Förderschwerpunkt Lernen eine große Rolle: 80-90% der Kinder an Förderschulen für Lernbehinderte stammen aus Familien mit geringem Einkommen. Insgesamt sind 19% der Kinder aus Familien mit geringem Einkommen auf einer Förderschule, aber nur 1 % der Kinder aus wohlhabenden Familien. Der Grund liegt vor allem darin, dass die Bedürfnisse der Kinder der Anregung und intellektueller Entfaltung in ärmeren Familien weniger befriedigt werden und die Kinder ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen können.
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Förderschwerpunkte
In Deutschland unterscheidet man 8 Förderschwerpunkte. Hinzu kommt ein neunter
Förderschwerpunkt für die Schüler*innen, die nicht in andere Schwerpunkte passen bzw. mehrfach betroffen sind.
1. Förderschwerpunkt: Lernen
Anteil 43,7 % / Inklusiv unterrichtet: 18,9 %
Schüler*innen mit Förderbedarf im Schwerpunkt Lernen stellen mit 43,7 % die größte Gruppe unter den Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Hier sind alle Schüler*innen mit Lernstörungen und Lernbehinderungen zusammengefasst, also zum Beispiel Schüler*innen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche, Rechenschwäche oder mit Entwicklungsstörungen bei den schulischen Fertigkeiten.
Der Anteil inklusiv unterrichteter Schüler*innen im Förderschwerpunkt Lernen liegt bei 18,9 %.
2. Förderschwerpunkt: Geistige Entwicklung
Anteil 16 % / Inklusiv unterrichtet: 3,3 %
Den zweitgrößten Anteil an Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stellen Schüler*innen mit einer geistigen Behinderung in unterschiedlicher Stärke. Der Intelligenzquotient liegt in Abgrenzung zur Lernbehinderung unter 70 was die Diagnose geistige Behinderung zur Folge hat. Im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung werden nur 3,3 % der Schüler*innen inklusiv unterrichtet.
3. Förderschwerpunkt: Emotionale und soziale Entwicklung
Anteil 11,5 % / Inklusiv unterrichtet: 35,9 %
Kinder und Jugendliche in diesem Förderschwerpunkt werden relativ häufig inklusiv unterrichtet. Sie haben oft Schwierigkeiten im Bereich Verhalten, fühlen sich von ihrer Umwelt überfordert und reagieren darauf z.B. aggressiv oder mit Rückzug. Sie brauchen Unterstützung dabei, ihre Umwelt anders wahrzunehmen, mehr Selbstwert zu entwickeln und neue Verhaltensweisen zu lernen. Über ein Drittel der Schüler*innen in diesem Schwerpunkt wird inklusiv unterrichtet, also ein relativ hoher Anteil.
4. Förderschwerpunkt: Sprache
Anteil 10,6 % / Inklusiv unterrichtet: 27,0 %
Auch im Förderschwerpunkt Sprache ist der Anteil der inklusiv unterrichteten Kinder und Jugendlichen relativ hoch. Sie haben Probleme im Spracherwerb, mit der Stimme oder im Redefluss und brauchen besondere Förderung in diesem Bereich, da durch die Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich auch die Entwicklung und Leistungsfähigkeit in anderen Bereichen gestört wird. 27,0 % der Schüler*innen in diesem Schwerpunkt werden inklusiv unterrichtet.
5. Förderschwerpunkt: Körperliche und motorische Entwicklung
Anteil 6,5 % / Inklusiv unterrichtet: 19,9 %
Schüler*innen in diesem Förderschwerpunkt haben in der Regel körperliche Behinderungen im Bereich der Stütz- und Bewegungsorgane, cerebrale Bewegungsstörungen oder schwere körperliche Erkrankungen. Eine inklusive Betrachtung macht gerade in diesem Schwerpunkt besonders deutlich, dass die Behinderung nicht durch die körperlichen Besonderheiten entsteht, sondern durch die Barrieren der Umwelt, die eine gleichberechtigte Teilhabe nicht erlauben. 19,9 % der Schüler*innen in diesem Schwerpunkt werden inklusiv unterrichtet.
6. Förderschwerpunkt: Übergreifende Zuordnung
Anteil 5,0 % / Inklusiv unterrichtet: 2,6 %
In diesem Förderschwerpunkt werden die Kinder und Jugendlichen erfasst, die nicht zu den anderen Förderschwerpunkten zugeordnet werden können. Nur 2,6% der Schüler*innen in diesem Schwerpunkt werden inklusiv unterrichtet.
7. Förderschwerpunkt: Hören
Anteil 3,1 % / Inklusiv unterrichtet: 26,3 %
Diesem Förderschwerpunkt werden Schüler*innen zugeordnet, die taub sind oder eine schwere Hörschädigung haben. Fast 98% der tauben Menschen haben ein Restgehör und können mit Hilfe von Hörgeräten oder Implantaten akustische Reize wahrnehmen. Der Anteil inklusiv unterrichteter Kinder in diesem Förderschwerpunkt ist mit 26,3 % relativ hoch.
8. Förderschwerpunkt: Sehen
Anteil 1,5 % / Inklusiv unterrichtet: 27,1 %
Blinde oder sehbehinderte Kinder und Jugendliche werden dem Schwerpunkt Sehen zugeordnet. Eine Sehbehinderung kann dabei unterschiedlich schwer sein und wird nach der Leistung des besseren Auges diagnostiziert. Auch in diesem Förderschwerpunkt ist der Anteil inklusiv unterrichteter Kinder und Jugendlicher mit 27,1 % relativ hoch.
9. Förderschwerpunkt: Kranke
Anteil 2,1 % / Inklusiv unterrichtet: 1,4 %
In diesem Förderschwerpunkt sind Kinder und Jugendliche zugeteilt, die längerfristige und schwerwiegende Erkrankungen haben und im Krankenhaus oder zu Hause betreut und gepflegt werden. Der gesundheitliche Zustand macht den Besuch einer Schule oft unmöglich, sodass der inklusiv unterrichtete Anteil hier sehr klein ist.
Weiterbildung zum Thema Inklusion
Das Institut für Bildungscoaching bietet die Weiterbildung zum Inklusionscoach an, die sich mit dem Thema Inklusion und den Umsetzungsmöglichkeiten in Schule und Ausbildung befasst. Mehr Informationen zur Weiterbildung zum Inklusionscoach finden Sie hier.
Literatur:
Bertelsmann Stiftung (2015): Inklusion in Deutschland. Daten und Fakten. Prof. Dr. phil. Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.