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Erste Hilfe bei psychischen Krisen

Psychische Krisen können jede*n treffen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder der Lebenssituation. Genauso wie wir bei körperlichen Verletzungen erste Hilfe leisten, ist es wichtig zu wissen, wie wir in psychischen Notlagen handeln können.

Was ist eine psychische Krise?

Eine psychische Krise ist ein Zustand emotionaler Überforderung, bei dem die gewohnten Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen. Sie kann ausgelöst werden durch belastende Lebensereignisse, anhaltenden Stress, Traumata oder als Folge psychischer Erkrankungen. Typische Anzeichen sind:

  • Intensive Gefühle von Angst, Panik oder Verzweiflung
  • Gedankenkreisen und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gefühl der Überwältigung und Kontrollverlust
  • Rückzug von sozialen Kontakten
  • Suizidgedanken oder Selbstverletzungsdrang
  • Realitätsverlust oder extreme Verwirrung

Wie erkenne ich eine psychische Erkrankung?

Psychische Erkrankungen beeinträchtigen die Gedanken, Gefühle, das Verhalten und das körperliche Befinden der betroffenen Person. Aus diesem Grund gibt es bestimmte Warnzeichen, die auf eine psychische Erkrankung hindeuten.

Warnzeichen bei einer Angststörung sind zum Beispiel Gedankenrasen, Reizbarkeit, Vermeidungsverhalten, sozialer Rückzug, Konzentrationsschwierigkeiten aber auch Schwindel, ein Engegefühl in der Brust oder Benommenheit. 

Auch eine depressive Störung hat Einfluss auf das Denken und Handeln einer Person. Die Anzeichen für eine Depression überschneiden sich teilweise mit der einer Angststörung, es kommen allerdings auch einige dazu: Selbstkritik, Pessimismus, Gedanken an Tod oder Suizid, innere Leere, Hilflosigkeit aber auch langsame Bewegungen, Antriebslosigkeit, chronische Müdigkeit oder ein unregelmäßiger Menstruationszyklus können Hinweise auf eine depressive Störung sein. 

Die Warnzeichen für psychische Erkrankungen sind vielfältig und niemals abschließend, weshalb sie immer vorsichtig interpretiert werden sollten. 

Was sind die häufigsten psychischen Störungen?

Mindestens jede*r Vierte Erwachsene ist in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen:

  • Angststörungen
  • Affektive Störungen (z. B. Depressionen)
  • Substanzmissbrauch und Abhängigkeiten
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Essstörungen

Dabei sind Frauen häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer. Etwa jede dritte Frau (33,5 %) und etwa jeder vierte bis fünfte Mann (22,1 %) erfüllt innerhalb eines Jahres die Kriterien für mindestens eine Diagnose einer psychischen Erkrankung.

Wie kann ich helfen bei psychischen Problemen?

So können Sie Menschen, die in einer psychischen Krise sind, unterstützen: 
Seien Sie präsent: Manchmal ist das beste Geschenk einfach da zu sein. Sie müssen nicht alle Antworten haben oder das Problem lösen – Ihre Anwesenheit zählt.
Hören Sie aktiv zu: Geben Sie der Person Raum, ihre Gefühle auszudrücken, ohne sofort Ratschläge zu geben oder die Situation kleinzureden. Sätze wie "Das klingt wirklich schwer" oder "Ich bin für dich da" wirken oft Wunder.
Fragen Sie direkt: Bei Verdacht auf Suizidgedanken scheuen Sie sich nicht zu fragen: "Hast du Gedanken, dir etwas anzutun?" Dies erhöht nicht das Risiko, sondern zeigt, dass Sie die Not ernst nehmen.
Vermeiden Sie Floskeln: Sätze wie "Es wird schon wieder" oder "Andere haben es schlimmer" minimieren das Leiden und können verletzend wirken.
Unterstützen Sie bei der Hilfesuche: Bieten Sie an, gemeinsam nach professioneller Hilfe zu suchen oder zur ersten Sitzung zu begleiten.

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Wie spreche ich es an?

Wenn Sie vermuten, dass eine Person in Ihrem Umfeld in einer psychischen Krise steckt und Hilfe braucht, sprechen Sie die Person an. Entgegen verbreiteten Mythen hilft es, daüber zu sprechen und wird die Situation nicht verschlimmern – im Gegenteil. Achten Sie darauf, den richtigen Zeitpunkt zu wählen – beide sollten für ein Gespräch bereit sein. Sie können der Person signalisieren, dass Sie offen für ein Gespräch sind und die Person entscheiden lassen, wann sie sich Ihnen anvertraut. Wählen Sie für das Gespräch gemeinsam einen ruhigen Ort, an dem die Privatsphäre der Person geachtet wird. Versichern Sie die Vertraulichkeit des Gespräches – es sei denn, die Person gefährdet sich selbst oder andere. 

Beginnen Sie das Gespräch, indem Sie die Person beispielsweise fragen, wie es ihr geht und wie lange sie sich schon so fühlt. Signalisieren Sie der Person, dass Sie besorgt sind und verstehen möchten, was in der Person vorgeht.

Sie können zum Beispiel fragen: 

Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen?

Wie fühlst du dich heute?

Ich merke, dass es dir nicht gut geht – ist das schon länger so?

Ich habe den Eindruck, es geht dir nicht besonders gut. Magst du mir erzählen, was los ist?

Hast du bereits mit jemandem über deine Gefühle gesprochen?

Was sollte ich vermeiden?

  • Druck ausüben oder zu schnellen Lösungen drängen
  • Die Situation bagatellisieren oder ignorieren
  • Sich selbst überfordern – Sie sind nicht allein verantwortlich
  • Versprechen brechen – wenn Sie etwas zusagen, halten Sie es ein

Wie und wo bekommt man Hilfe?

Der Hausarzt oder die Hausärztin sind gute erste Ansprechpartner*innen, da sie über ein breites Wissen verfügen und eine psychische Störung erkennen können. In der Regel folgt dann die Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin, beispielsweise eine*n Psychiater*in, oder Psychotherapeut*in. 

Weitere Anlaufstellen können sein: 

  • Die Psychotherapeutische Sprechstunde: ein Erstgespräch in einer psychotherapeutischen Praxis ist auch ohne ärztliche Überweisung oder Antrag bei der Krankenkasse möglich. Hier erfolgt eine Einschätzung der Situation und der Notwendigkeit einer Therapie.
  • Sowohl bei Familien-, Frauen-, Erziehungs-, Lebens- oder Suchtberatungsstellen finden sich auch psychosoziale Beratungsstellen. Dort beraten Mitarbeiter*innen verschiedenster Berufsgruppen (z.B. Pädagogen*innen oder Sozialarbeiter*innen) und informieren beispielsweise über Unterstützungsmöglichkeiten.
  • Der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst: unter der Telefonnummer 116 117 , erhalten Sie ärztliche Hilfe außerhalb der Sprechzeiten Ihres Hausarztes, wenn die Situation dringend, aber nicht lebensbedrohlich ist. Sie können dort auch einen Termin für gesetzlich Versicherte bei einem Arzt/einer Ärztin oder einem Psychotherapeuten/einer Pschotherapeutin vereinbaren.
  • Daneben gibt es noch den sozialpsychiatrischen Dienst. Er ist kostenlos und den Gesundheitsämtern zugehörig. Durch den Dienst werden Personen mit akuten oder chronischen psychischen Erkrankungen beraten, bestreut und begleitet. Auch Angehörige, Freund*innen und Kolleg*innen können sich an diesen Dienst wenden. 

Wichtige Anlaufstellen in Deutschland bei psychischen Krisen

In akuten Notfällen:

  • Notruf: 112 (Rettungsdienst und Notarzt)
  • Polizei: 110
  • Nächste psychiatrische Klinik oder Notaufnahme

Telefonische Krisenberatung (24/7, kostenlos, aus ganz Deutschland):

Spezialisierte Hilfsangebote:

  • Kinder- und Jugendtelefon (Nummer gegen Kummer): 116 111
  • Elterntelefon: 0800 111 0 550
  • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
  • Info-Telefon Depression: 0800 3344533
  • Muslimisches Seelsorgetelefon: 030 44 35 09 821

Vor Ort:

  • Sozialpsychiatrischer Dienst Ihrer Stadt oder Gemeinde
  • Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
  • Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA)
  • Krisendienste und Krisenwohnungen

Wie finde ich eine*n Psychotherapeuten*in?

Trotz dieser theoretisch breiten Möglichkeiten sich Hilfe zu suchen, ist es in Deutschland momentan eher schwierig zügig den passenden Therapieplatz zu finden: Die Nachfrage ist besonders in und seit der Pandemie gestiegen – das tatsächliche Angebot an Therapieplätzen kann diese Nachfrage aber nicht decken. Suchende müssen aktuell im Durchschnitt fünf Monate auf einen Platz warten, dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. 

Am einfachsten ist es, die Terminservicestelle unter 116 117 anzurufen. Dort kann innerhalb von vier Wochen ein Termin für ein Erstgespräch vermittelt werden. Alternativ bietet sich die Suche auf Seiten wie therapie.de oder psychotherapiesuche.de nach Therapeut*innen in der Nähe an. Auch die Krankenkasse kann weiterhelfen und hat oft eigene Listen.
Übrigens: es braucht keine Überweisung vom Hausarzt/von der Hausärztin. Die ersten zwei bis vier Sitzungen dienen dem Kennenlernen, und wenn die Chemie nicht stimmt, kann zu einem anderen Therapeuten/zu einer anderen Therapeutin gewechselt werden. 

Bei akuten Krisen hilft die Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenlos weiter unter 0800 111 0 111.

Noch eine abschließende Anmerkung:

Eine psychische Krise ist keine Charakterschwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass ein Mensch an seine Grenzen gekommen ist. Genau wie bei einem gebrochenen Bein würden wir nicht erwarten, dass jemand ohne Hilfe weiterläuft. Gleiches gilt für die Psyche.

Erste Hilfe bei psychischen Krisen bedeutet vor allem: nicht allein bleiben. Ob Sie selbst betroffen sind oder jemanden unterstützen möchten – der erste Schritt ist immer, die Situation anzuerkennen und Hilfe zu suchen oder anzubieten.

Krisen sind zeitlich begrenzt. Mit der richtigen Unterstützung können sie überwunden werden, und oft führen sie langfristig sogar zu persönlichem Wachstum und größerer Resilienz.

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