Berufliche Neuorientierung? Bei der Suche nach einer (neuen) Beschäftigung stößt man oft auf Hindernisse, die man ohne professionelle Unterstützung nicht mehr meistern kann. Die Ausgangslage ist dabei sehr unterschiedlich: Manche Ratsuchende haben durch verschiedene Vermittlungshemmnisse enttäuschende Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt gemacht und schätzen ihre Situation hoffnungslos ein. Diese Menschen kann man sehr gut durch ein systemisches Jobcoaching unterstützen. Manche Ratsuchende stehen der Umorientierung und Veränderung auch positiv gegenüber und wünschen sich konkrete Hilfe bei der Suche.
Die systemische Perspektive im Jobcoaching
Von einem systemischen Standpunkt spielen in der Beratung mit Kunden*innen verschiedene Aspekte und Personen eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen, zum Beispiel:
- die Wohnungssituation
- die Arbeitsmarktsituation
- Partner*innen oder andere Familienmitglieder
- die komplexe Erwerbsbiografie
- Vorstellungen und Haltungen der Kunden*innen
- Bisherige Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt
- und noch vieles mehr…
Im systemischen Jobcoaching werden alle wesentlichen Aspekte und Einflüsse aufgegriffen, benannt und visualisiert, sodass sich Menschen verschiedener Einflüsse bewusstwerden und erfahren können, wie sie sich damit fühlen und was sie darüber denken.
Der Einsatz des sogenannten „Mehrbrillenprinzips“ hilft dabei, den systemischen Beratungsansatz praktisch umzusetzen. Die verschiedenen Perspektiven des Ratsuchenden werden genutzt, um den Beteiligten mehr Bewusstsein für die Situation zu vermitteln. Mehr Bewusstsein schafft einen größeren Möglichkeitsraum – in anderen Worten: Wenn der/die Ratsuchende sich seiner Situation bewusst(er) ist, ist ihm/ihr auch bewusster, welche Möglichkeiten zum weiteren Handeln vorliegen.
Indem man über weitere Möglichkeiten nachdenkt, erweitert sich auch die Chance auf Veränderung.
Methoden im Systemischen Jobcoaching
Die große Herausforderung für Jobcoaches ist, dass die Klienten*innen nicht immer freiwillig im Coaching sitzen. Wenn die Klient*innen vom Jobcenter oder der Bundesagentur für Arbeit geschickt oder im Extremfall „gezwungen“ wurden, am Coaching teilzunehmen, kann sich dies als besondere Einstiegshürde darstellen. Diese Perspektive gilt es auf jeden Fall einzubeziehen, sowohl für Coach als auch Coachee, da ansonsten vor allem fehlende Motivation dem Coaching entgegenstehen könnte.
Auch ein Jobcoaching kommt nicht ohne die Formel „ohne Beziehung – kein Coaching“ aus. Eine gute Arbeitsbeziehung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Jobcoach ist Schnittstelle zwischen Behörde, Klient*in und dem Träger der Maßnahme und hat damit eine wichtige Rolle inne. Dieser Spagat ist ein Balanceakt und verlangt Professionalität und Feingespür: Vertrauensbildende Maßnahmen, wie zum Beispiel Transparenz im Beratungsprozess, sind zentral im Jobcoaching.
Zu Beginn der Beratung ist es zunächst Aufgabe des Coaches, die nötige Bereitschaft mit dem*der Klient*in zu erarbeiten. Bei fehlender Motivation sollte der Coach zunächst einmal den persönlichen Mehrwert des Coachings für den*die Ratsuchende*n herausarbeiten. Wenn es dem Jobcoach gelingt, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, entsteht und wächst bei den Klient*innen die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Der Einstieg kann beispielsweise durch offene Frage geschehen:
- Wie haben Sie sich in der Situation ihres letzten Bewerbungsgesprächs gefühlt?
- Fühlen Sie sich immer unsicher während eines Bewerbungsgeprächs?
- Haben Sie sich auch schon einmal anders während dieser Situation gefühlt?
Weiterbildung Systemisches Jobcoaching
Durch eine systemische Betrachtungsweise von Problemen und Strukturen wird die Situationsanalyse umfassender. Systemische Coachingmethoden können, wenn sie gekonnt eingesetzt werden, neue Zugänge schaffen. Oft ergeben sich so unerwartete oder neue Lösungsansätze. In der Weiterbildung Systemisches Jobcoaching Ü25 werden wichtige Methoden des systemischen Coachings vorgestellt und eingeübt.
Die Weiterbildung Systemisches Jobcoaching Ü25 richtet sich an Menschen, die im Bereich Jobcoaching, Karriereberatung und Arbeitsvermittlung mit ganz unterschiedlichen Ratsuchenden tätig sind: bei der Bundesagentur für Arbeit, den Jobcentern, bei Bildungsträgern oder in der allgemeinen Sozialberatung, sowie an zertifizierte private Arbeitsvermittler.
Für Fachkräfte, die mit jungen Menschen unter 25 Jahren arbeiten ist die Weiterbildung Systemische Berufsberatung wahrscheinlich besser geeignet.