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eine person liegt auf der wiese und enspannt sich

Das gönn ich mir! Der Hype um Me-time und Self-care

Was bedeuten die Schlagwörter Me-Time und Self-Care?


In den digitalen Medien kursieren derzeit zahlreiche Gebrauchsanweisungen für ein stressfreieres Leben. Unter den Schlagworten Me-Time und Self-Care beispielsweise werden Tipps gegeben, wie man zwischen all den Alltagsanforderungen zur Ruhe kommen und Kraft für neue Aufgaben tanken kann.
Me-Time heißt im Deutschen nichts anderes als „Ich-Zeit“ oder frei übersetzt „Zeit für mich“. Dahinter steckt der Gedanke, sich eine kürzere Pause oder längere Auszeit zu gönnen, um sich explizit den eigenen Bedürfnissen zuzuwenden. Me-Time kann für eine kreative Tätigkeit, Sport, Entspannung u.v.m. genutzt werden. Vor allem aber kommt es darauf an, die Dinge bewusst und achtsam, und nicht mal eben schnell nebenbei, zu tun. Dabei kann es ratsam sein, ggf. etwas Neues auszuprobieren, um alte Gewohnheitsmuster zu durchbrechen. Me-Time soll nicht nur kurzfristig Stress abbauen, sondern das eigene Wohlbefinden langfristig verbessern. Wie üblich am Handy zu daddeln oder Fernzuschauen ist damit nicht gemeint und eher kontraproduktiv.

Me-Time ist Bestandteil der sogenannten Self-Care, auf Deutsch „Selbstfürsorge“. Dieser Begriff ist etwas weiter gefasst und beschreibt nicht nur die bewusst gewählte Auszeit, sondern den grundsätzlichen Umgang mit sich selbst. Wie sehr achte ich auf meine körperliche und mentale Gesundheit? Kann ich Bedürfnisse und Warnsignale meines Körpers bzw. meiner Psyche wahrnehmen? Wie gut gelingt es mir, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin? Regelmäßige Selbstfürsorge – z.B. durch gesunde Ernährung, Sport, genügend Schlaf und soziale Kontakte – kann nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern psychischen und physischen Erkrankungen vorbeugen.

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Welche Schattenseiten hat der Hype?


In den sozialen Netzwerken werden unter dem Schlagwort Me-Time hauptsächlich Frauen bzw. Mütter adressiert, da diese besonders unter dem Spagat zwischen Arbeit, Haushalt und Kindererziehung leiden. Zudem ist die weibliche Rolle in der Gesellschaft stärker darauf ausgerichtet, sich mehr um andere als um sich selbst zu kümmern. Frauen gelten schneller als egoistisch, wenn sie sich den eigenen Bedürfnissen zuwenden. Auch das uralte Bild von der Rabenmutter hält sich hartnäckig. Wenn Mütter also unter dem Hashtag #metime etwas einfordern, was sie dringend nötig haben und für Väter selbstverständlich scheint, ist dies ein denkwürdiges Signal an das Patriachat. Insofern ließe sich vermuten, dass hinter dem Hype um Me-Time und Self-Care ein emanzipatorischer Ansatz steckt. Tatsächlich jedoch fühlen sich viele Frauen erst recht unter Druck gesetzt. Wer in den sozialen Medien mithalten will, betreibt Selbstfürsorge parallel zum Traumjob und der optimal geplanten Care-Arbeit und entspricht ganz nebenbei noch dem vorherrschenden Schönheitsideal.
Me-Time und Self-Care sind längst Teil des Selbstoptimierungswahns geworden. Der Weg zu mehr Stressfreiheit wird damit zum Leistungsprinzip erhoben – so paradox es klingen mag. Im Wettbewerb um die beste Selbstfürsorge werden Bilder vom Yogakurs auf Bali, dem selbstgekochten Detox-Menu oder dem Wellness-Trip mit Freund*innen gepostet. Das ist nicht nur ein gefundenes Fressen für die Industrie, sondern richtet sich vornehmlich an weiße und privilegierte Menschen, die ausreichend Geld, Zeit und Ressourcen haben, um die vermittelten Anforderungen zu erfüllen. 

Einerseits sollen Self-Care und Me-Time suggerieren, dem Hamsterrad einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft entfliehen zu können. Andererseits verbirgt sich dahinter ein billiges Werbeversprechen für Menschen, die sich urplötzlich in einem Privilegierten-Wettkampf wiederfinden, anstatt sich tatsächlich etwas Gutes zu tun.

Wie kann Selbstfürsorge gelingen?


Selbstfürsorge ist ein zentraler Baustein unserer mentalen und körperlichen Gesundheit. Sie ist insbesondere dann von entscheidender Bedeutung, wenn wir tagtäglich mit besonderen Belastungen konfrontiert sind. Im stressigen Alltag gewöhnt man sich schnell an, über die eigenen Grenzen zu gehen, vor allem dann, wenn die Ansprüche an sich selbst besonders hoch sind. Um Überlastungserscheinungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen innezuhalten und die eigenen Automatismen und Gewohnheiten kritisch zu reflektieren.


Dabei sollten Warnsignale des Körpers und der Seele möglichst früh ernstgenommen und ggf. mithilfe eines Arztes*einer Ärztin oder Psychotherapeut*in abgeklärt werden. Das betrifft

  • körperliche Beschwerden: z.B. Herzrhythmusstörungen, hoher Blutdruck,
    Muskelanspannung, Atembeschwerden…

  • kognitiv/emotionale Symptome: z.B. Unruhe, Ärger, Angst, Hilflosigkeit, Selbstvorwürfe…

  • bihaviorales (d.h. von außen beobachtbares) Verhalten: z.B. Ungeduld, Fahrigkeit,
    Aggressivität, Gereiztheit, Alkoholmissbrauch…


Es gibt verschiedene Strategien zur Bewältigung von Stress und schwierigen Situationen, die erlernt und geübt werden können:

  • emotionale Abgrenzung: Mitfühlen ja, Mitleiden nein

  • Achtsamkeit: bewusst im Hier und Jetzt sein, anstatt sich den Kopf über Vergangenes oder
    Zukünftiges zu zerbrechen

  • Gesundheitsförderung: z.B. Sport, gesunde Ernährung, Hobbys, tiefe Beziehungen…

  • Selbstmitgefühl statt Zweifel & Vorwürfe: tiefe Freundlichkeit und Wärme für uns selbst

  • Teilen: sich mit anderen über Emotionen und Erlebnisse austauschen

  • Supervision: sich selbst reflektieren, Perspektivwechsel

  • Nein-Sagen: persönliche Grenzen kommunizieren, Verantwortung abgeben

  • regelmäßige Bestandsaufnahme: Wie belastet bin ich im Moment? Wie geht es mir damit?

Selbstfürsorge ist im Kern als Stärkung der inneren Einstellung zu verstehen, um Negativerfahrungen besser zu verarbeiten und präventive Schutzmechanismen zu entwickeln. Das Wichtigste ist jedoch, sich dabei nicht unter (Leistungs-)Druck zu setzen, damit die Stressbewältigung nicht zum Stressor wird.

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