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Papierboot als Symbol für Arbeit mit Glaubenssätzen

Negative Glaubenssätze im Coaching erkennen

Für tiefergehende Veränderung von Verhalten ist die Arbeit mit Glaubenssätzen des Coachees unumgänglich. Da diese bewusst oder auch unbewusst unser Handeln steuern, liegt hier die Möglichkeit, wirkliche Änderungen zu bewirken. Werden Glaubenssätze allerdings unbeachtet gelassen, ist dies nicht nachhaltig möglich. Erst in der Transformation von einschränkenden in positive Glaubenssätze wird die Basis von wirksamer Veränderungsarbeit und Persönlichkeitsentwicklung geschaffen.

Was sind Glaubenssätze?

Im Kontext von Persönlichkeitsentwicklung und Coaching bezeichnen Glaubenssätze unsere Vorstellung über uns selbst, die Welt und deren Regeln. Damit steuern Glaubenssätze maßgeblich über die eigene Wahrnehmung das subjektive Erleben. Daran gebunden sind sie auch entscheidend für die Möglichkeiten und Grenzen, das eigene Leben zu gestalten. Das bedeutet, ein Glaubenssatz verdeutlicht, was einer Person wichtig ist und was er*sie braucht, aber auch, was er*sie glaubt (d.h. gelernt hat), wie er*sie dies bekommt. 

Je nach Art des Glaubenssatzes wirkt dieser also positiv und unterstützend oder hat eine eher einschränkende und blockierende Wirkung. Im Idealfall stimmt ein Glaubenssatz mit den eigenen Werten, Zielen und Wünschen überein. Es gibt aber auch Glaubenssätze, die eine Person bei der eigenen Entwicklung, beim Erreichen von Zielen und bei der Verwirklichung von Träumen hindern. Der Gradmesser für eine Bewertung liegt also nicht im Glaubenssatz selbst, sondern in seiner jeweiligen Konsequenz.

Das bedeutet: Ein Glaubenssatz ist niemals gut oder schlecht. Jeder Glaubenssatz hat immer einen Gewinn und einen Preis.

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Arten von Glaubenssätzen

Glaubenssätze bezeichnen unsere Vorstellung über uns selbst, die Welt und deren Regeln. Leider haben Glaubenssätze die unschöne Angewohnheit, sich selbst zu bestätigen. Deshalb trifft häufig auch die Bezeichnung „selbsterfüllende Prophezeiung“ zu. Durch die Selbstbestätigung der Vorannahme wird diese immer unverrückbarer, bis wir annehmen, dies sei die einzig mögliche Realität. Damit wird unser Weltbild immer fester und der Glaubenssatz wird zentraler in unserem Glaubenssystem. Es lassen sich drei verschiedene Arten von Glaubenssätzen klassifizieren:

Die Ursache als Problem

Da wir Menschen gern für alles eine Erklärung haben, selbst wenn dies aufgrund der Komplexität der Welt nicht möglich ist, konstruieren wir Erklärungen. Denn wir fühlen uns ohne Erklärung unwohl und dieses unangenehme Gefühl vermeiden wir gern. Durch konstruierte Erklärungen bauen wir automatisch unser mentales Modell der Welt. Dieses festigt sich im Laufe der Zeit und bestimmt unsere Sicht, Urteile und Bewertungen. Die draus resultierenden Glaubenssätze sind also ursachenbezogen. 

Ein Beispiel dazu: 

„Wer keine Kinder hat, wird automatisch einsam und unglücklich.“

Die (negative) Interpretation von Ereignissen

Oft werden Bedeutungen, die eine Person bestimmten Ereignissen gibt, erst mit dem individuellen oder gesellschaftlichen/kollektiven Glaubenssystem verständlich. Die Interpretation, was wer warum tut, ist stark von den eigenen Glaubenssätzen und Normen abhängig. Häufig verwechseln wir individuelle Annahmen mit universellen Bedeutungen. 

Ein Beispiel: 

Ein*e Freund*in kommt zu spät zu einer Verabredung. Ein Glaubenssatz, der in diesem Zusammenhang aufkommen kann: „Ich bedeute ihm*ihr nichts, denn er*sie kommt zu spät.“ Dabei ist es zum Beispiel auch möglich, dass diese*r Freund*in ein anderes kulturelles Zeitverständnis hat.

Das eigene Selbstbild betreffend

Glaubenssätze auf dieser Ebene sind besonders wirkmächtig. Dies bedeutet auch, dass deren Veränderung besonders anspruchsvoll ist. Bei identitätsbezogenen Glaubenssätzen steht automatisch die gesamte Person zur Disposition. Hier geht es um das Selbst und damit sofort (gefühlt) um alles: Wer ein Mensch ist, was er*sie kann und wie er*sie handelt. 

Ein Beispiel: 

„Ich habe es nicht verdient, erfolgreich zu sein.“

Woran sind Glaubenssätze erkennbar?

Da Glaubenssätze (auch) unbewusst wirken, ist es nicht immer ganz einfach, zentrale Glaubenssätze aufzuspüren. Die Sprache, die Menschen verwenden, gibt deutliche Hinweise auf die dahinterliegenden Glaubenssysteme. Auch bestimmte Wörter können darauf hinweisen, dass es sich um einen Glaubenssatz handelt. Besonders durch sogenannte Modaloperatoren - also die Verben "müssen," "sollen", (nicht) "können", (nicht) "dürfen" - wird häufig angezeigt, wenn es sich um Glaubenssätze handelt. Auch Verallgemeinerungen und absolut gesetzte Behauptungen, die wenig Spielraum lassen, deuten auf Glaubenssätze hin. Zum Beispiel: „Das macht man nicht!“ Signalwörter sind dann besonders: "niemals", "keiner", "immer", "völlig", "alle", "jede*r", "niemand". 

Auch hinter Sprichwörtern, Redewendungen und sogenannten Lebensweisheiten liegen oft Glaubenssätze verborgen. Verwendet jemand zum Beispiel die Redewendung: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ oder „Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln.“, dann sagt das viel über den*die Sprecher*in aus. Außerdem lassen Sätze über ursächliche Zusammenhänge deutlich auf das dahinterliegende Glaubenssystem schließen, beispielsweise wenn (nicht)-dann (nicht)-Sätze.

Warum es sich lohnt, im Coaching mit Glaubenssätzen zu arbeiten

Im Coaching können Fragen direkt in die Welt der Überzeugungen des Klienten*in führen, hin zu seinen*ihren Glaubenssätzen und Annahmen. Zum Beispiel:

  • In welchen Situationen reagieren Sie immer wieder gleich (in Worten, Gefühlen und im Handeln), obwohl Sie sich das eigentlich anders wünschen?
  • Gibt es wiederkehrende Konflikte, die Sie mit sich selbst oder mit anderen haben? 
  • Folgt das Geschehen festgelegten inneren Regeln? Wie lauten diese?
  • Gibt es eine innere Stimme, die in bestimmten Situationen zu Ihnen spricht?
  • Was sagt Ihre innere Stimme zu dieser Situation?
  • Wie wird dies Ihrer Meinung nach ausgehen? 

Achtung: Bei der Identifikation von und auch bei der Arbeit mit Glaubenssätzen gibt einige Stolpersteine, deren sich ein Coach bewusst sein sollte. 

  • Gerade wenn Coach und Klient*in im Coaching kritischen Glaubenssätzen nahekommen, weicht der*die Klient*in plötzlich häufig aus, schweift ab, stockt oder generalisiert. Dies kann sehr unterschiedliche Gründe haben, denn hinter Glaubenssätzen können sich zum Beispiel auch Traumata verbergen. Das Ausweichen kann hier einfühlsam thematisiert werden.  
  • Auch Coaches haben Glaubenssätze, neigen zu Vorannahmen und blicken durch ihre Glaubenssätze auf die Welt und auf ihre Klient*innen. Dies kann hilfreich sein, aber auch die Sicht auf Lösungen verstellen. Aus diesem Grund ist Selbsterfahrung und Selbstreflexion ein wichtiger Bestandteil jeder Coachingausbildung. 
  • Menschen haben eine Vielzahl (unbewusster und einschränkender) Glaubenssätze. Die Kunst beim Auflösen negativer Glaubenssätze besteht darin, wirklich den Glaubenssatz zu bearbeiten, der im Zentrum des Glaubenssystems steht. Erst, wenn der Kernglaubenssatz bearbeitet wird, ist wirkliche Veränderung möglich. 

Beispiele aus der Coachingpraxis

Im Coaching ist besonders die Wechselwirkung zwischen Bedürfnis und Handlungen bedeutsam. Was glaubt der*die Klient*in, was er*sie tun muss, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen? Oder anders: Was ist der individuelle (vermeintliche) Gewinn, zu welchem Preis? 

  • „Um Anerkennung zu bekommen, muss ich perfekt sein.“

Aus diesem Glaubenssatz könnte das Verhalten resultieren, immer wieder Überstunden zu machen, um alles wegzuarbeiten und jedes Gespräch und jeden Termin minutiös vorzubereiten. Eine Person mit diesem Glaubenssatz wird sich Fehler schwer verzeihen. Das Bedürfnis nach (Selbst-)Kontrolle ist stark ausgeprägt. Häufig wird mangelnde Anerkennung mit größerem Engagement beantwortet.

  • "Ich passe nie irgendwo dazu."

Dieser Glaubenssatz kann einerseits in Vermeidungs- und Abwehrstrategien münden. Statt sich also auf soziale Kontakte einzulassen, werden Gruppenkontexte gemieden. Das menschliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit wird dann häufig bagatellisiert und dementsprechend konträre Charaktereigenschaften (z.B. Unabhängigkeit) glorifiziert. 

Andererseits kann dieser Glaubenssatz zu einer Anpassungsstrategie führen. Ein Zuviel des Guten bedeutet hier eine Anpassung an ein „Außen“, bis sich die Person selbst nicht mehr wiedererkennt. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, in der Weise wie jemand eigentlich ist, kann sich so nicht erfüllen.

Arbeiten mit Glaubenssätzen

Glaubenssätze sind generalisierte Erfahrungen. Und dennoch kennt jede*r einen früheren Glaubenssatz, der in der Gegenwart nicht mehr zutrifft. Was wir in der Vergangenheit über uns selbst oder die Welt geglaubt haben, gilt nicht mehr für uns. Das heißt: Glaubenssätze sind veränderbar. Am Anfang der Arbeit mit Glaubenssätzen steht immer das Erkennen negativer, einschränkender oder auch positiver, stärkender Glaubenssätze. Erst dann kann innerhalb des Coachings die bewusste Arbeit erfolgen. 

Beispiele für Coaching-Arbeit mit Glaubenssätzen

1. Die richtigen Fragen: Der Coach hilft dem*der Klienten*in durch gezieltes Nachfragen die hinter dem Glaubenssatz stehenden Tilgungen, Verzerrungen und Generalisierungen zu sehen. Dadurch verliert der Glaubenssatz seine Gültigkeit und kann auf intellektueller Ebene bearbeitet werden. 

  • Gibt es Situationen, in denen der Glaubenssatz nicht zutrifft? 
  • Wo finde ich Ausnahmen? 
  • Was ist in diesen Situationen anders als in anderen?

Bei dem Glaubenssatz „Um Anerkennung zu bekommen, muss ich perfekt sein.“ könnte eine Frage lauten: „Haben Sie schon Anerkennung bekommen, ohne dass Sie perfekt waren?“

2. Eine Umdeutung vornehmen: Der Coach bietet dem*der Klient*in eine Umdeutung an. Dadurch ist es für den*die Klienten*in möglich, auf überraschende neue Art und Weise auf den alten Glaubenssatz zu blicken. Hier bleibt die Situation, die den Glaubenssatz betrifft, dieselbe, aber die Sichtweise des*der Klienten*in verändert sich.

Bei dem Glaubenssatz: „Immerzu mach ich alles falsch. Ich werde niemals mein Ziel erreichen“ wäre ein mögliches Reframing: „Dadurch, dass Sie bisher Ihr Ziel nicht erreicht haben, wissen Sie sehr viel darüber, wie es nicht geht. Sie sind jetzt ein*e absolute*r Experte*in auf diesem Gebiet.“

Das sogenannte Story-Telling, also innerhalb des Coachings Geschichten, Episoden oder Gleichnisse zu erzählen, ist ebenfalls eine verbreitete Methode, um Klienten*innen Umdeutung zu ermöglichen. 

3. Alternativen und Ressourcen aufzeigen: Im Coaching wird herausgearbeitet, welches Bedürfnis/welche Absicht/welches Ziel hinter dem Glaubenssatz steht. Wenn sich dieses Bedürfnis/diese Absicht/dieses Ziel für den*die Klienten*in richtig anfühlt, ist es möglich, die Strategie dorthin anzupassen.

  • Welche anderen Möglichkeiten haben Sie, dieses Ziel zu erreichen/dieses Bedürfnis zu stillen?
  • Was können Sie tun, damit Sie Ihr Ziel auf keinen Fall erreichen? (Umkehrung anschließen)
  • Was würde Ihr*e beste*r Freund*in tun, um dieses Bedürfnis zu stillen?

Bei dem Glaubenssatz „Um Anerkennung zu bekommen, muss ich perfekt sein.“ könnte eine Frage lauten: „Gibt es andere Möglichkeiten, damit Sie sich anerkannt fühlen?“

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