Qualifizierung zum*zur Systemischen Kinder- und Jugendberater*in

Kinder und Jugendliche sind aktuell hohen Belastungen ausgesetzt: die Pandemie, der Krieg in Europa, die Inflation und die unsichere Zukunftsprognose durch die Klima-Krise werfen einen Schatten auf Kindheit und Jugend. Dieser chronische Stress erhöht das Risiko für psychische und physische Erkrankungen, was die Daten aus dem aktuellen DAK-KINDER- UND JUGENDREPORT (2023) bestätigen: psychische Erkrankungen bei jungen Menschen haben deutlich zugenommen. Die Erfahrungen in der Kindheit und Jugend prägen die weitere psychische Entwicklung: wer als Kind oder Jugendlicher belastet ist, ist auch im Erwachsenenalter gefährdet.

Die gute Nachricht ist: Kinder und Jugendliche sind robust und nicht alle Krisen müssen zwangsläufig zu seelischen Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter führen. Durch gezielte Maßnahmen besteht sogar die Chance, dass sie ihr weiteres Leben als Erwachsene resilienter bestreiten können. Entsprechende Unterstützungsangebote sind dort notwendig, wo sie Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag erreichen: in der Kindertagesbetreuung, in den Schulen sowie in der Jugend- und Familienhilfe. Hier sind die pädagogischen Fachkräfte gefragt: Welche Kompetenzen helfen Kindern und Jugendlichen heute und in Zukunft, die Herausforderungen zu meistern?

Kinder und Jugendliche sind in zahlreiche (soziale) Systeme eingebunden: die Familie, den Freundeskreis, die Sportgruppe, die Schulklasse usw. Die systemische Perspektive versteht den Hilfskontext als Interaktionsgeschehen. So zielt sie nicht nur auf die Veränderung im Individuum ab, sondern kann auch die Systeme, in denen wir uns bewegen, zum Positiven verändern. In systemischen und lösungsorientierten Beratungen lernen junge Menschen nicht nur, ein bestimmtes Problem zu lösen, sondern sie internalisieren den Ansatz, um ihn auch bei zukünftigen Herausforderungen kreativ und selbstständig anzuwenden.

Eine stabile mentale Gesundheit ist die Grundvoraussetzung für hohe Lebensqualität. Hier ist ein grundsätzlicher Perspektivwechsel notwendig: wir dürfen nicht erst handeln, wenn Kinder und Jugendliche bereits erkrankt sind. Präventionsarbeit ist wichtig, um Kinder und Jugendliche zu empowern und sie von innen heraus nachhaltig zu stärken.

Auch Krisen gehören zum Leben dazu. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, mit Stress, Rückschlägen und schwierigen Situationen umzugehen. Mit der Förderung von Resilienz wird die psychische Widerstandsfähigkeit von Heranwachsenden gestärkt und damit auch die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen. Resilienz hat zudem Präventionscharakter:  resiliente Kinder und Jugendliche können besser mit Stress umgehen, sind weniger anfällig für psychische Störungen und eher in der Lage, gestärkt aus Krisen hervorzugehen.

Um ein wertschätzendes, friedliches Miteinander zu gestalten, sind Kommunikations- und Konfliktkompetenzen unabdingbar. Durch eine gewaltfreie Kommunikation (GFK) wird für Kinder und Jugendliche nicht nur ein Raum geschaffen, in dem sie sich angenommen und geborgen fühlen. In GFK geschulte Kinder und Jugendliche wachsen zu Menschen mit wertschätzenden Kommunikations- und Konfliktkompetenzen heran. Sie können sich im Spannungsfeld von eigenen Bedürfnissen und Gemeinschaftsanforderungen natürlich bewegen und bevorstehende Aushandlungsprozesse konstruktiver lösen. 

Zu all diesen Feldern bieten wir mit unserer Qualifizierung zum*zur Systemischen Kinder- und Jugendberater*in ein umfassendes Weiterbildungsprogramm im Rahmen unseres Projektes RE:GENERATION an. Die Qualifizierung zum*zur Systemischen Kinder- und Jugendberater*in ist modular aufgebaut, sodass die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, entsprechend ihrer Bedarfe und Arbeitsbereiche selbst Schwerpunkte in der Ausbildung zu setzen.

Im Einstiegsmodul, der Weiterbildung zum Systemische Coach für Kinder und Jugendliche, erwerben die Teilnehmenden die methodischen Grundlagen der systemischen Beratung explizit für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sie lernen die wichtigsten Fragetechniken und kind- bzw. jugendgerechte Methoden kennen, um diese situationsgerecht mit Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Da die Eltern für eine gelingende Beratung eine große Rolle spielen, erwerben die Teilnehmenden wichtiges Know-How und Coachingmethoden für die Elternarbeit.

Im Aufbaumodul Weiterbildung zum Resilienzcoach für Kinder und Jugendliche werden Methoden und Strategien zur Steigerung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen vermittelt. Resilienzcoaches für Kinder und Jugendliche sind in der Lage, konkrete Handlungspläne für ihre Zielgruppe zu erstellen und resilienzfördernde Maßnahmen im pädagogischen Kontext umsetzen.

Im Aufbaumodul Weiterbildung zum Coach für psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche erwerben die Teilnehmenden Wissen über die häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter und erlernen Strategien zur Prävention, Stabilisierung und Krisenintervention. Der Umgang mit psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags von Fachkräften im psychosozialen Bereich. Sie benötigen Kompetenzen, um adäquat auf herausforderndes Verhalten (z.B. selbstverletzendes Verhalten, Aggression, Mobbing) und Krisensituationen zu antworten sowie Präventions- und Bildungsangebote  zu konzipieren und durchzuführen. 

Das Aufbaumodul Weiterbildung zum Coach für Gewaltfreie Kommunikation für Kinder und Jugendliche vermittelt fundiertes Anwendungswissen zum Konzept und den Methoden der Gewaltfreien Kommunikation speziell für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmenden reflektieren das eigene Kommunikationsverhalten und werden sich der eigenen Haltung bewusst. Aus dieser Haltung heraus sind sie in der Lage, Konzepte der gewaltfreien Kommunikation im eigenen Arbeitsfeld zu implementieren sowie die Methoden der Gewaltfreien Kommunikation an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.

Die gesamte Qualifizierung zum*zur Systemischen Kinder- und Jugendberater*in besteht aus einem Einstiegsmodul und zwei Aufbaumodulen, die aus den drei möglichen Aufbaumodulen gewählt werden können. Alle Module stehen als Weiterbildungen für sich und können auch einzeln belegt werden.