Scroll to top
Auf Fäuste geschriebene Buchstaben "LGBTQIA+" als Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual.

Was ist gendergerechte Sprache?

Wieso ist gendergerechte Sprache wichtig?

In der deutschen Schrift und Sprache ist aktuell meistens noch das generische Maskulin die Basis.

Also die Verwendung der männlichen Form eines Wortes, obwohl damit alle nicht männlichen Personen inbegriffen sein sollen. Das Problem dabei: Unsere Sprache hat einen großen Einfluss auf unser Denken - Frauen und andere Geschlechtsidentitäten werden also teilweise gar nicht erst mitgedacht. Dies kann man an einem kleinen Gedankenexperiment verdeutlichen:

Drei Anwälte in schwarz gehen über den Bahnhof. Zwei davon tragen Kleider. 

Welches Bild entsteht im Kopf? Werden aus 3 Männern in Anzügen plötzlich 2 Männer in Kleidern? Unsere Sprache erzeugt eine Erwartung; in diesem Falle an Berufe und Sozialstrukturen. 

Eine gender- oder geschlechtergerechte Sprache bricht mit dieser Gewohnheit und bietet eine Sprache, die alle Geschlechter gleichermaßen anspricht

Aber warum ist das wichtig? 

Wie in unserem kleinen Experiment aufgezeigt, erzeugt das Beibehalten einer genderdiskriminierenden Sprache tiefe Probleme: Frauen und andere Geschlechter werden in dieser Sprachweise weitestgehend ausgeschlossen. Da sich die Vielfalt von Geschlechtern aber auch in unserer Alltagssprache niederschlagen sollte, bemüht sich eine geschlechtergerechte Sprache um das Adressieren aller Geschlechter: Gendergerechte Sprache kann ein starkes Instrument für die Umsetzung von Chancengleichheit und Gleichstellung im Allgemeinen sein mit positiven Effekten:

  • Unsere Sprache wird inklusiver.
  • Wir können ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es nicht nur zwei Geschlechtsidentitäten gibt.
  • Wir produzieren keine Gender-Stereotype.
  • Wir sprechen mehr Menschen an, z.B. durch entsprechende Formulierungen in Stellenausschreibungen.

Für Sie empfohlen: Basisausbildung zum*zur Systemischen Berater*in

Lebendig und abwechslungsreich, aber dabei auch kompakt und anspruchsvoll.

Stimme aus dem Seminar
  • Mehr als 8.00 Absolvent*innen
  • Deutscher Bildungs-Award 2022
  • Bester Preis: Günstig im Vergleich
  • Praxisnahes Methodenwissen

Als Präsenzseminar oder E-Learning

Bilden Sie sich weiter

Es gibt viele Studien zur Wirkung von gendergerechter Sprache: Alle belegen, dass eine männlich geprägte Sprache zu einem männlich geprägten Blick auf die Gesellschaft führt. Eine Studie der Freien Universität Berlin untersuchte beispielsweise, inwiefern sich Sprache auf unser Verhalten auswirkt. Dazu wurden 2015 600 Kindern aus Deutschland und Belgien sechzehn Berufe in Pluralform vorgestellt. Acht davon waren typisch männlich geprägte Berufe, fünf typisch weiblich und drei geschlechtsneutral. Bei der Präsentation in der ersten Gruppe wurden ausschließlich männliche Bezeichnungen verwendet. Einer zweiten Gruppe wurden dagegen die männlichen und die weiblichen Berufsbezeichnungen präsentiert, z.B. Automechaniker und Automechaniker*innen. 

Die Mädchen und Jungen aus der zweiten Gruppe mit den geschlechtsneutralen Bezeichnungen, trauten sich viel eher zu, später einen typisch männlichen Männerberuf zu ergreifen als die anderen. Sprache ist immer im Wandel und beeinflusst unser Handeln – das Etablieren einer geschlechtsneutralen Sprache trägt deshalb dazu bei, möglichst viele Personengruppen mit einzuschließen. 

Möglichkeiten einer gendergerechten Sprache

Die deutsche Sprache hält für die sprachliche Gleichbehandlung aller Menschen vielfältige Möglichkeiten bereit, sowohl in der geschriebenen als auch gesprochenen Sprache. Wir haben hier einige Tipps zusammengestellt:

Gendergerechtigkeit in der geschriebenen Sprache

Da wir nicht immer anhand des Vornamens auf das Geschlecht einer Person schließen können, kann man im Schriftverkehr ganz einfach auf geschlechtsspezifische Anreden verzichten. Statt "Sehr geehrte Frau Meier" können neutrale Formulierungen verwendet werden, zum Beispiel Guten Tag Christiane Meier. 

Sollen gleich mehrere Personen angesprochen werden, können zum Beispiel mit Paarnennungen wie "Professorinnen und Professoren‘" sowohl männliche als auch weibliche Personen genannt werden. Jedoch sind solche Formulierungen genauso problematisch wie die Formulierung "Sehr geehrte Damen und Herren“ , denn sie schließen alle anderen diversen Geschlechter aus. Stattdessen kann man geschlechterindifferente Bezeichnungen wie zum Beispiel "Liebes Kollegium" statt "Liebe Kollegen". Außerdem ermöglicht die Verwendung von substantivierten Partizipien und Adjektiven eine gleichberechtigte Ansprache aller Geschlechter. Dies gilt allerdings nur für die Pluralform, z.B. bei "Liebe Teilnehmende". Vor allem auch Umformulierungen helfen bei der gerechten Ansprache aller Geschlechter. Die Verwendung eines Gender-Sternchens, Binnendoppelpunkt oder Binnenunterstrichs berücksichtigen wiederum verschiedene Geschlechtsidentitäten.

Hier also nochmal ein paar Beispiele für eine genderneutrale Ansprache:

  • Hallo zusammen!
  • Liebe Teilnehmende
  • Liebe Studierende
  • Sehr geehrtes Kollegium
  • Liebe Mieter*innen
  • Werte Mitarbeiter:innen
     

Gendergerechtigkeit in der gesprochenen Sprache

Auch beim Sprechen kann die geschlechtliche Vielfalt zum Ausdruck gebracht werden. In geschlechterumfassenden Formulierungen können der Gender Gap und das Gender-Sternchen* sprachlich durch eine kurze Pause an der Stelle des Unterstrichs oder Sternchens hörbar gemacht werden („Klienten*Pause* innen“). Diese Pause wird auch »glottaler Stopp« genannt und findet sich in gängigen Begriffen wie Theater oder Verein. Geschlechtsneutrale Formulierungen sind gleichfalls möglich, z.B. „Alle Teilnehmenden“ oder "die Mitarbeitenden".

Häufig verwenden wir in Redewendungen oder aus Gewohnheit zudem stereotype Sprachbilder wie »das starke Geschlecht«, „Not am Mann“, »seinen Mann stehen« oder »sich wie ein Mädchen benehmen«. Diese Floskeln sollten wir bewusst wahrnehmen und vermeiden! Dasselbe gilt für übrigens rassistische, antisemitische, islamfeindliche, ableistische, homo-, trans- und interfeindliche sowie anders diskriminierende Sprache.
 

Ein Schlusswort zum Gendern

Gendern sorgt für Gesprächsstoff: Pro und Contra wird diskutiert, Möglichkeiten und Grenzen einer gendergerechten Sprache aufgezeigt. Nicht allen fällt das Gendern leicht, es braucht Übung und Zeit und jede*r kann sich für eine Variante entscheiden.

Wir sollten uns deshalb vor Augen halten: wir müssen es nicht perfekt machen. Es geht darum, Räume zu öffnen und sich Mühe zu geben, gerecht zu sein.