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eine einzelne Blüte betrachten fördert Achtsamkeit

Hintergrundwissen Achtsamkeit

Was ist Achtsamkeit?

Jeder Mensch hat die Fähigkeit zur Achtsamkeit und ist in bestimmten Momenten achtsam. Deutlich schwieriger ist es, über einen längeren Zeitraum achtsam zu sein oder eine achtsame Haltung zu etablieren. Dies erfordert Übung. Bei der Beschreibung von Achtsamkeit werden von allen Autoren*innen und Lehrern*innen zwei wesentliche Merkmale genannt:

Was ist achtsame Gegenwärtigkeit?

Die Aufmerksamkeit wird willentlich auf das Hier und Jetzt gerichtet. Sie kann auf alle Bewusstseinsinhalte, also Sinneseindrücke, Gedanken und Gefühle gerichtet sein.

Alle Gedanken und Empfindungen, unangenehme und angenehme, werden möglichst umfassend wahrgenommen. Die Verortung im Hier und Jetzt hat unter anderem folgende Effekte:

Fließbewusstsein

Unser Geist ist im Fließbewusstsein und bewegt sich von Moment zu Moment. Dies erzeugt ein lebendiges, frisches und waches Gefühl.

Anfängergeist

Wenn wir nicht in automatischen Abläufen gefangen sind, werden die Erlebnisse weniger stark in bestehende Konzepte eingeordnet und mit alten Erfahrungen verknüpft. Wir erfahren die Welt neu und können neue Erfahrungen machen.

Präsenz und Effektivität
Die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment führt zu einer erhöhten Präsenz. Unsere gesamte Aufmerksamkeit steht zur Verfügung für das, was wir gerade tun. Häufig steigt dadurch die Effektivität.

Bewusstsein der Vergänglichkeit
Wer von Moment zu Moment lebt, ist sich der Vergänglichkeit der Dinge stets bewusst. Alles befindet sich in ständiger Veränderung: Gefühle, Gedanken, Sinneseindrücke kommen und gehen.

Klarsicht
Durch das Gewahrsein unserer Gedanken und Empfindungen lernen wir uns besser kennen und verstehen.

Innerer Beobachter und Selfmanagement
Das Erkennen von inneren Abläufen ermöglicht Veränderung. Wir können beispielsweise bestimmte Denkmuster frühzeitig erkennen und unterbrechen bzw. loslassen und uns wieder der Gegenwart zuwenden.

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Die gute Mischung aus geistigen und körperlichen Übungen hat das Erlernen der Inhalte sehr einfach gemacht.

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Akzeptierende, nicht wertende Haltung

Achtsamkeit bedeutet auch, dem gegenwärtigen Geschehen gegenüber eine bestimmte Haltung einzunehmen: Es wird eine Distanz zu den Bewusstseinsprozessen eingenommen, die es ermöglicht, die Bewusstseinsprozesse selbst zu beobachten. Um diesen Vorgang fassbar zu machen, spricht man in diesem Zusammenhang von einem "inneren Beobachter". Die Haltung des inneren Beobachters ist nicht wertend, sondern akzeptierend. Alle Ereignisse und Reaktionen im Bewusstsein werden eingestanden und in ihrem So-Zustand anerkannt. Es wird versucht, die auftretenden Bewusstseinsinhalte nicht zu bewerten und ihnen mit offener und annehmender Präsenz zu begegnen. Die akzeptierende und nicht wertende Haltung im Modus der Achtsamkeit hat unter anderem folgende Effekte:

Ruhe und Gelassenheit
Durch die verminderte Reaktion auf Empfindungen und Gedanken häufen sich Zustände von innerer Ruhe und Gelassenheit.

Zulassen von Erfahrungen
Der innere Beobachter ermöglicht es, alle Erfahrungen zuzulassen und nicht zu vermeiden. Dies kann der Ausgangspunkt für wirkliche Veränderungen sein.

Fähigkeit, schwierige Emotionen auszuhalten und zu regulieren.
Durch den inneren Beobachter wächst die Fähigkeit, auch Gefühle von Unlust und Frustration auszuhalten, ohne diese auszuagieren.

Handlungsspielraum
Durch die Trennung von Bewusstsein und Bewusstseinsinhalt entsteht Freiheit. Alle Erlebnisse können nun als vorübergehende mentale Ereignisse wahrgenommen werden, die weder das Selbst noch die Realität widerspiegeln. Da unser subjektives Erleben sehr viel leichter änderbar ist als die äußeren Bedingungen, entsteht viel Handlungsspielraum.

Verantwortung
Mit der Erkenntnis, dass wir unsere Welt selbst kreieren, entsteht auch Verantwortung für das eigene Fühlen, Denken und Tun.

Selbstvertrauen
Wächst die Fähigkeit, mit den eigenen Erlebnissen umzugehen, diese auszuhalten und auch zu modellieren, steigt das Selbstvertrauen und der Glaube an die Selbstwirksamkeit.

Selbstakzeptanz
Durch die nicht wertende und akzeptierende Haltung gegenüber sich selbst wächst das Gefühl an, dass man so in Ordnung ist, wie man eben ist.

Entwicklung von Mitgefühl
Mit der Achtsamkeitspraxis wächst oft auch das Mitgefühl. Man erkennt, dass alle Menschen denselben, teils leidvollen, Geistesvorgängen unterworfen sind und fühlt mit ihnen.

Methoden für achtsame Berater*innen

Um die Achtsamkeit in der Beratungssituation zu erhöhen, können bestimmte Techniken angewandt werden:

1. Methode: Herstellen von Gegenwart

Achtsamkeit bedeutet, mit seinen Empfindungen und Gedanken im Hier und Jetzt zu sein und dadurch auch ständig Veränderung zu erleben. Im Gegensatz dazu erleben wir Krisen und Probleme oft als stabil negativ, auch weil wir sie durch gewohnte Reaktionsmuster und narrative Selbsterzählungen stabilisieren. Eine Methode von Berater*innen kann es deshalb sein, dass sie immer wieder Fragen nach der Gegenwart stellen und den*die Klienten*in in die Gegenwart zurückholen:

  • Wie fühlen Sie sich jetzt grade, hier in diesem Zimmer?
  • Was nehmen Sie im Moment an sich wahr?
  • Wie äußert sich das Problem im Moment?
  • Schließen Sie doch für einen Moment die Augen und nehmen Sie wahr, wie Ihr Inneres auf die Situation reagiert.


2. Methode: Stoppen in der Beratungssituation

Eine gute Methode, um die Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zu bringen, ist das Innehalten oder Stoppen. Dies kann zum Beispiel durch eine Glocke erfolgen, die während der Beratung regelmäßig erklingt. Dann schweigen Berater*in und Beratende*r und kehren zu ihrem Atem, ihren Körperempfindungen zurück. Ziel ist es, sich der eignen Gefühle und Gedanken und der eigenen Körperhaltung bewusst zu werden und zu sich selbst zurückzukehren, bevor man das Gespräch fortsetzt.

3. Methode: Der innere Beobachter - Methoden zur Desidentifikation

Oft treffen wir im Alltag Einschätzungen oder gehen von Annahmen aus, die wir nicht überprüft haben. Diese Annahmen halten wir aber im nächsten Schritt in unserem emotionalen Erleben für die Realität. Wenn wir achtsam sind, können wir auch erlernen, unsere Wahrnehmungen zu hinterfragen.

  • Ist diese Wahrnehmung korrekt?
  • Ist es wirklich wahr?
  • Weiß ich dies aus sicherer Quelle?

Wir können auch lernen zu sehen, dass wir Ereignisse auf eine bestimmte Weise interpretieren und bewerten, und dass dies eine Einschätzung ist, die wir vornehmen, und nicht die Realität. Besonders bei einem negativen Welt- und Selbsterleben kann die Methode der Desidentifikation sehr hilfreich sein.

4. Methode: Annehmen von Leid und Schwierigkeiten

Achtsamkeit bedeutet auch die Annahme von dem, was ist, ohne dieses zu bewerten, also auch schwierige Emotionen und Gedanken zuzulassen.

Nicht selten suchen Menschen Beratung und Therapie, die vieles versucht haben, aber eines noch nicht: Einfach mit dem, was da ist, präsent zu sein. Vielleicht ist die Angst zu groß, es nicht aushalten zu können, überschwemmt zu werden.

Die Vorstellungen treten vor allem dann auf, wenn die Identifikation mit dem Problem sehr groß ist. Wenn wir uns aber dauerhaft von emotionalen Bereichen abwenden, wird es immer schwieriger, im eigenen Leben präsent zu sein. Eine Möglichkeit besteht darin, sich nach einer Verankerung im Hier und Jetzt achtsam den schwierigen Inhalten zuzuwenden, ohne sich mit ihnen zu identifizieren. Eine Verankerung im Hier und Jetzt erreicht man in der Regel am schnellsten, indem man die Aufmerksamkeit auf den Atem oder den Körper lenkt. Es ist auch sehr nützlich, wenn der*die Klient*in das Konzept des "inneren Beobachters" bereits kennt.

5. Methode: Körperübungen

Körperübungen eigenen sich als Methode sehr gut, um die Achtsamkeit zu erhöhen, da man über den Körper und den Atem gut in die Gegenwart kommen kann.

Drei Minuten Atembeobachtung
Der*die Klient*in wird eingeladen, die Augen zu schließen oder auf einen bestimmten Punkt zu richten und drei Minuten dem eigenen Atem zu folgen. Auftauchende Gedanken und Gefühle werden registriert und wieder losgelassen. In der Regel wird man sich bei dieser Übung auch der eigenen automatisch ablaufenden Gedankenketten bewusster. Diese immer wiederkehrenden Gedanken können später besprochen und auch auf ihren Realitätsgehalt untersucht werden. Vielleicht sind noch andere Sichtweisen möglich.

Wahrnehmung der eigenen Körperhaltung
Der*die Klient*in wird aufgefordert, die Augen zu schließen und den eigenen Körper und die eigene Körperhaltung bewusst wahrzunehmen

Weiterbildung Achtsame Beratung

Falls Sie sich für das Thema Achtsamkeit in der Beratung interessieren, ist vielleicht unsere Weiterbildung Achtsame Beratung interessant für Sie!

Aufbauend kann dann die Qualifizierung zum*zur Berater*in für Stressbewältigung absolviert werden. Folgende Module gehören zu der Qualifizierung:

Passende Weiterbildungen

Weiterbildung: Achtsame Beratung

Die Teilnehmenden lernen Achtsamkeitspraktiken kennen und üben diese ein, um sie in Beratungskontexten anzuwenden. Für Fachkräfte in der Beratungsarbeit. Thema:Resilienz / Stress / Achtsamkeit Termine und Details

Weiterbildung: Achtsame Lehrkraft

Die Teilnehmenden lernen Achtsamkeitsübungen kennen, die im und neben dem Unterricht eingesetzt werden können. Für Lehrende an Schulen und anderen Einrichtungen. Thema:Lernen / Inklusion / Medien Termine und Details