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verschiedenfarbige Spielfiguren als Symbol für Rassismus

Rassismus (an)erkennen

Hinterfragen Sie Ihr eigenes Verhalten?

Hand aufs Herz – wie oft haben Sie selbst schon einmal gefragt: Verhalte ich mich eigentlich rassistisch? Rassismus bei anderen und sich selbst (an) zu erkennen, ist nicht einfach, aber ein erster wichtiger Schritt im Kampf gegen Rassismus. Im Laufe unseres Lebens lernen und verinnerlichen wir rassistische Verhaltens- und Denkmuster – ob wir wollen oder nicht – weil wir in einer rassistisch geprägten Gesellschaft leben. Struktureller Rassismus beschreibt beispielsweise die Ausgrenzung und Diskriminierung von People of Color auf politischer oder rechtlicher Ebene. 

Der Migrationsforscher Mark Terkessidis konstatiert, dass niemand frei ist von rassistischen Denkmustern. Man müsse sich klar machen, dass man in einer Gesellschaft lebt, die Ungleichheiten hervorbringt und dass man daran Teil hat. Mit diesem Bewusstsein muss man dann überlegen, was man dagegen tun bzw. was man verändern kann: 

Ich bin Rassistin. […] Weil ich in einer Gesellschaft aufgewachsen bin, die so ist. Und es ist unsere Verantwortung, bei uns selbst anzufangen und zu reflektieren. Sigi Maurer (ehem. Grünen-Abgeordnete im österreichischen Nationalrat)

Erst das Eingeständnis, dass niemand frei von rassistischen Denkmustern ist, ermöglicht das Aufbrechen dieser Strukturen. Deshalb ist die Reflexion der eigenen Haltung für den Erwerb von interkultureller Kompetenz zentral. Lann Horscheidt forscht und lehrt im Bereich Gender Studies und beschäftigt sich im Zuge dessen mit der Diskriminierung durch Sprache. In einem Gastbeitrag der Zeit spricht Hornscheidt über das Konzept eines Antirassismus-Knigge: Der erste Schritt, um Diskriminierung aller Art entgegenzutreten, ist eine respektvolle Sprache.

Für Sie empfohlen: Weiterbildung zum Interkulturellen Coach

Ich bin schwer beeindruckt von dem unerschöpflichen Fundus der Referentin zu allen Fragen, die aufkamen.

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Test gibt Aufschluss: Bin ich ein Rassist? 

„Implicit Bias“ ist der wissenschaftliche Begriff für unbewusste Vorbehalte gegenüber bestimmten Gruppen. Unser Gehirn stellt schnell Assoziationen zwischen verschiedenen Inhalten her und ermöglicht so eine schnelle Entscheidung. Rationale und bewusste Abwägungen, Einstellungen und Werte spielen dabei keine Rolle, die Entscheidungen erfolgen aufgrund unbewusster Bewertungen. 

Der "Implizite Assoziationstest" (IAT) macht diese unbewussten Einstellungen sichtbar, indem er Reaktionszeiten auf bestimmte Antworten auswertet. Es gibt verschiedene Tests zum Thema Rasse, oder Sexualität. Das Absolvieren solcher Tests ist eine spannende Selbsterfahrung: Machen Sie einen Test (harvard.edu).

Der IAT ist ein Messverfahren aus der Sozialpsychologie. Er wird verwendet, um die Stärke der Assoziation zwischen einzelnen Elementen zu überprüfen. Der IAT wird am Computer durchgeführt. Er unterliegt der grundsätzlichen Annahme, dass es Personen leichter fällt, auf assoziierte Konzepte dieselbe Antworttaste zu nutzen, anstatt mit einer andren Antworttaste zu reagieren. Der Test wird hauptsächlich verwendet, um Einstellungen gegenüber dem eigenen Selbstwert oder der eigenen Identität zu messen. 

Schon mal von Belonging Uncertainty gehört?

Im Zusammenhang mit dem oben Beschriebenen steht auch das Konzept von Belonging Uncertainty (Zugehörigkeitsunsicherheit). Sozialpsychologen verstehen darunter den Zweifel, ob man wirklich dazu gehört, ob man hier richtig ist. Wir alle kennen dieses Gefühl, wenn wir neu sind, aber ethische Minderheiten sind besonders stark und grundsätzlicher davon betroffen. Die Zugehörigkeitsunsicherheit kann in Schulen, Universitäten oder auch am Arbeitsplatz in einen Teufelskreis münden, weil sie den Aufbau von Beziehungen erschwert und die Neigung fördert, Startschwierigkeiten oder Misserfolge, die normal sind, auf sich selbst zu beziehen. 

Forscher haben in der Zeitschrift Science ein spannendes Experiment vorgestellt:

Erstsemestern, die ethischen Minderheiten angehörten, wurde zu Beginn des Studiums Ergebnisse einer fingierten Umfrage unter Studierenden höherer Semester präsentiert. In der Studie erzählten die Studierenden von ihren Startschwierigkeiten und machten deutlich, dass diese nur vorübergehend gewesen seien und die diese gut bewältigt hätten. Erstsemester erhielten so die Botschaft, dass das, was sie erleben, normal sei, nichts damit zu tun habe, wer sie sind und dass es vorübergehen würde. Die Erfolgschancen der Studienteilnehmer*innen im Studium erhöhten sich dadurch enorm.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Zahl an Menschen, die rassistische Diskriminierung wahrnehmen und Handlungsbedarf sehen, in den letzten fünfzehn Jahren gestiegen ist. 

77 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung interessieren sich 2022 sehr oder etwas für das Thema Gleichberechtigung - zum Vergleich: 2008 waren es noch 63 Prozent. Die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, sagt dazu:

Die Gesellschaft ist nicht nur bereit für Antidiskriminierung, sie erwartet sie auch - und das milieuübergreifend. 

Die Studie zeigt aber auch, dass jede*r dritte Befragte*r mit Migrationshintergrund in den letzten 12 Monaten Diskriminierung erlebt hat. Damit steigt auch der Anteil an Personen mit eigenen Diskriminierungserfahrungen (2022: 13 Prozent/2008: sechs Prozent). 

Besonders junge Befragte (bis 29 Jahre) sehen großen Handlungsbedarf: Die Mehrheit von 56 Prozent findet, dass als fremd oder nicht weiß wahrgenommene Personen stark oder sehr stark diskriminiert werden. 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass für diese Menschen "viel oder etwas mehr getan werden sollte".

Handlungsbedarf sehen auch wir: In unseren Weiterbildungen zum Integrationscoach und zum Interkulturellen Coach lernen Sie verschiedene Theorien und Kulturerfahrungsansätzen kennen, erhalten eine Einführung in die Thematik der Interkulturalität und der Erwerb von interkultureller Kompetenz. Sie setzen sich mit Begriffen auseinander, die für diesen Themenbereich relevant sind, wie Rassismus, Critical Whiteness, Kultur, Werte, inter-/multi-/transkulturell, etc. und erwerben wichtige Kompetenzen, um Flüchtlinge und Migranten*innen zur Anerkennung ihrer Qualifikationen und bei der Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu beraten. 

Passende Weiterbildungen

Weiterbildung zum Interkulturellen Coach

Die Teilnehmenden erwerben interkulturelle Kompetenzen zur Anwendung in Beratungssituationen und für die Erstellung von Trainingskonzepten. Für Fachkräfte im interkulturellen Arbeitskontext. Thema:Berufswahl, Job / Karriere, Integration / Migration Termine und Details

Qualifizierung zum*zur Integrationsberater*in für Flüchtlinge

Die Teilnehmenden erwerben methodische und inhaltliche Kompetenzen, um Geflüchtete systemisch zu beraten und zu begleiten – beim Spracherwerb, bei der Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration sowie bei weiteren Hürden im Integrationsprozess. Für Lehrkräfte und Fachkräfte in der Integrationsberatung. Thema:Integration / Migration Termine und Details